der Kaufmann und Materialist August Wilhelm Flöricke 1786, bald nach dem Tode Friedrichs des Großen um einen Neubau einkam und daß der Bauetat für 1787 dazu bereits 6711 Rtlr. 11 Gr. 3 Pf. als erste Rate aufwies. Bemerkenswert ist die Begründung seines Gesuches. Er wies auf den „sehr übeln Effekt" hin, den sein altes hölzernes, sehr baufälliges Haus „zwischen die neuen Bauten" mache in einer Straße, die „alle sowohl einheimische als fremde hohe Herrschaften, welche Jhro verwitweten Majestät die Cour in Schönhausen machen", passieren müssen.
Aber Flöricke erlebte nicht viel mehr als dieses erste Stadium, seine junge Witwe mit „drei angenehmen Kindern" dagegen um so mehr. Sie lernte beim Fortführen des Baues den etwa dreißigjährigen großen und starken Maurermeister Carl Friedrich Zelter kennen, der noch lange sein ihm vom Vater überkommenes Handwerk trieb, während er schon mit Leib und Seele sich der Musik verschrieben hatte. Es ist reizend in seiner Selbstbiographie zu lesen, wie sich zwischen der Witwe und ihm zartere Beziehungen anbahnen, wie er sie von den Zudringlichkeiten eines jungen, fad geschwätzigen Baukondukteurs und eines älteren hageren Uhrmachers, dessen Körper aussah „wie ein Bündel senkrecht aufgestellter Latten", befreit, sie hinüberrettet in die „balsamische" Gesellschaft seiner Mutter, und schließlich heiratet, gewiß aus Liebe, weil „wo diese junge Frau ihre Hand hinlegte, alles heilte", nicht minder aber auch, weil die Mutter an ihr so großes Wohlgefallen fand und „um ihr eine Freundin und Vertraute zu geben." Das alles geschah bald nach Vater Zelters Tode 1787, endete aber auch bald, da die junge Frau nur bis 1795 lebte. Von ihren „drei angenehmen Kindern" hat der eine Sohn dem Stiefvater schweres Leid, aber auch den höchsten Trost gebracht. Der junge Mann erschoß sich 1812 , und als Zelter dem Freunde nach Weimar diese Schreckenstat meldete, schrieb ihm Goethe den berühmten Brief vom 3. Dezember 1812 mit dem brüderlichen Du. Dadurch rückt dieses Haus, wenn auch bescheiden an der Peripherie, in den Glanzbereich eines unsterblichen Namens...
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