Druckschrift 
Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
Seite
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Die Brüderstraße, die mit gekrümmter Flucht gleich vom Schloßplatz abbiegt und in nicht übermäßig langer Häuserzeile mit dem Blick auf die saubere Reißbrettarchitektur der Strackschen Petrikirche abschließt, gehört zu den ältesten bebauten Teilen Berlins. Sie bestand schon, als Berlin und Kölln noch getrennte Stadtwesen waren, und wenn sie, auf Köllner Stadtgebiet gelegen, auch an Weiträumigkeit der Anlage mit ihrer Nach­barin, der Breitenstraße, die ehedemdie große" genannt wurde, sich nicht messen konnte, so war sie doch durch ihre beiderseitige Häuserreihe mehr Straße als jene, die lange Zeit noch auf der heutigen Marstallseite offenes Gartenland bis zur Spree aufwies. Mit ihren geschichtlichen, freilich längst nicht mehr sichtbaren Erinnerungen geht die Brüderstraße bis in das dreizehnte Jahrhundert zurück. Mehrfach hat sie im Laufe der Zeit ihr Aussehen gewandelt; im kleinen gibt sie ein getreues Spiegelbild der Entwicklung Berlins von einer Kolonistensiedelung unter geistlicher Vormundschaft zu einem Handelsemporium mit weit ausstrahlendem Absatzgebiet.

Ihren Namen führt sie von den Brüdern in der weißen Mönchskutte, den Dominikanern, deren geistliche Niederlassung, Kirche und Kloster, auf dem westlichen Teil des Schloßplatzes, umschlossen von dem weiteren Umkreise der alten Köllnischen Stadtmauer, sich erhob. Aber Brüderstraße hieß zunächst nur derjenige Teil, der sich zwischen der quer durchschneidenden Neumanns- gaffe einerseits und dem altenSpreegäßlein andererseits-WilhelmRaabes Sperlingsgasse" bis zum Petriplatze, in dessen nächster Nachbarschaft Theodor FontanesAdultera" spielt, erstreckte. Auf dem Platze selbst stand in jenen mittelalterlichen Zeiten der kleine Stiftungsbau der Petrikirche, die ihren Namen nach dem Patron der in Kölln wohnhaften Spreefischer

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