waren, von höchstens zwei Stockwerken und untereinander von Feuergaden getrennt, nicht leicht zu landstadtisch vorstellen kann. Der große Krieg ging mit Kölln glimpflicher um, wie mit Berlin. „Kölln", heißt es in einem alten Aktenauszug, „hat vorhin gehabt 401 Hauser; bei der Visitation sind gefunden 379, also minus 32 Häuser, welche gegen das Minus, so bey Berlin zu finden, gar nicht zu considerieren". Ein großer Brand, der um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts die Gegend heimsuchte, legte auch mehrere der leichten Fachwerkhäuser der Brüderstraße in Schutt und Asche.
Von all dem Unglück aber erholte sich die Straße schnell unter der Fürsorge des Großen Kurfürsten. Schon gegen das Ende seiner Regierung zog sie die Aufmerksamkeit der Fremden auf sich, und Johann Stridbeck d.J., der 1690 als junger Mann von 25 Jahren von Augsburg nach Berlin kam, widmete ihr in seinem bekannten Skizzenbuch einen farbig getuschten Prospekt. Künstlerisch, wie das ganze Album, ohne große Bedeutung, ist diese erste Ansicht der Brüderstraße zeitgeschichtlich von höchstem Werte. Auf der linken Seite herrscht das Renaissancegiebelhaus vor, wie es sich, seitdem sächsische Meister am Bau des alten kurfürstlichen Schlosses tätig gewesen waren, in Berlin eingebürgert hat. Das Schmuckwerk der Giebel ist noch sehr bescheiden, man läßt sich an der bewegten Umrißlinie genügen. Hinter ungefügen hölzernen Staketzäunen drückt sich ein schmales Vorgärtchen an die Mauerfront; die Feuergaden sind zugebaut. Weiter zurück nach der alten Petrikirche zu beleben ein paar schattende Linden das Profil. Auf der rechten Seite hat der neue holländische Barockstil, wie ihn der künstlerisch bedeutendste Stadtbaumeisier jener Zeit, Arnold Nering, Schlüters Vorgänger, in Berlin eingeführt hat, ein paar Proben seines Haustyps hingestellt. Besonders prächtig erscheint der palastartige Bau Nr. 10 neben der Apotheke an der Ecke des Spreegäßleins, den sein erster Besitzer, der Kabinettsminister v. Happe, 1737 verkaufte, weil vor seiner Tür eine, wie sich nachträglich herausstellte, unschuldige Hausdiebin gehenkt worden war. Auf Befehl Friedrich Wilhelms I. mußte der Magistrat von
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