Kölln das geschändete Haus erstehen und wies es, gleichsam um es zu entsühnen, dem Propst von St. Petri als Amtssitz an. Auch das übernächste Gebäude Nr. 12 , von Stridbeck als Adreßhaus bezeichnet, weist die schwere barocke Ouaderung im Erdgeschoß auf, darüber freilich zwei sehr viel schlichtere Stockwerke. Die sechsspännige Staatskarosse, die degenstolzen Kavaliere, der Trabant mit der langen Partisane, die zu zweit wandelnden Damen als charakteristische Staffage, auf die der Zeichner hier wie sonst ein achtsames Auge gehabt hat, sprechen für die höfische Vornehmheit der Straße, die sich leicht durch die Nähe des Schlosses erklärt.
Schon im nächsten Jahrhundert trägt die Brüderstraße ein wesentlich verändertes Gesicht mit ausgesprochen bürgerlichen Zügen. Eine nach Catel von Hüllmann gestochene Ansicht überliefert uns diesen neuen Zustand. Den Abschluß bildet nicht mehr die alte gotische Kirche, deren längst schon baufälliger Turm den ersten Anstoß zu ihrem Neubau gab, sondern der mit seinem mächtigen, barocken Portal weit vortretende Zentralbau, der nach einem Entwurf von Grael 1730 bereits ausgeführt war. Friedrich Wilhelm I., der, wenn es der Kirche galt, den Beutel auch einmal zu lockern wußte, wollte die neue Petrikirche mit einem stattlichen und besonders hohen Turme verziert sehen. Grael, von dessen Geschmack und Fähigkeiten noch die Glockentürme der Berliner Sophienkirche und der Potsdamer Heiligengeistkirche zeugen, errichtete auch diesen, aber der Blitz schlug ein und zerstörte ihn wieder. Ein sofort und wohl in Eile unternommener Neubau war bis zum zweiten Stockwerk vollendet, als 1734 das Gemäuer zusammenstürzte. Ein dritter Versuch blieb durch den Tod des Königs im Ansatz stecken, und der Stumpf wurde so notdürftig abgedeckt, wie ihn die Catelsche Zeichnung darsiellt. Indessen über der Kirche schwebte es wie ein Verhängnis. Im September 1809 fiel sie bis auf die Fundamente einem Brande zum Opfer, aus dem sie erst nach mehreren Jahrzehnten, 1846-1852, in neuer Gestalt erstehen sollte.
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