es, daß bald darauf Henning starb; die Witwe trat ihre Ansprüche ab, und so konnte er sich im Frühjahr 1765 neben dem Titel auch des ehrenvollen Amtes erfreuen.
Zur selben Zeit kaufte er das Haus Brüderstraße 29 und gab dem bisher bei steigender Vergrößerung vielfach in der Umgegend des Spittelmarktes umziehenden Geschäfte für lange Jahre den dauernden Sitz. Die Verlegung der Druckerei, Aus- und Umbau des Hauses verursachten große Kosten, allein „die Arbeit strömte mir gleichsam zu, und der Himmel segnete mich augenscheinlich. Vom Jahre 1765 fing mein gantzes Glück zu blühen an."
Die Veränderungen des Hauses betrafen nur einen Seitenflügel in dem schmalen Hofe und das alte Fachwerkhaus des Quergebäudes. Das Vorderhaus, in dessen Mitteletage die Familie zog, blieb unberührt. So wie hier Wohlstand und Reichtum Wurzel schlugen, so spielte sich im Nachbarhause Nr. 28 der Zusammenbruch eines ehemals Begüterten ab. Dort erlebte „der patriotische Kaufmann" Johann Ernst Gotzkowsky, von dessen zahlreichen Unternehmungen die Porzellanmanufaktur allein durch die Übernahme in königlichen Besitz gerettet wurde, die letzten Jahre verzweifelter geschäftlicher Notwehr, ehe er bankbrüchig und den Händen von Goldmachern und ähnlichen Gaunern ausgeliefert, von denen er, schon nicht mehr im vollen Besitz seiner Geisteskräfte, die letzte Rettung erhoffte, in Dürftigkeit und Dunkel verschwand.
Die Wohnung der Familie mit den drei Vorderzimmern und sechs Hinterraumen, die ihr Licht vom Hof aus erhielten, war für damalige Verhältnisse schon ansehnlich. Von der Toreinfahrt gelangte man in das Treppenhaus, dessen gewundene Stiege ein schmiedeeisernes Geländer hinaufgeleitete, wie man solche damals vielfach in guten Bürgerhäusern vorfand. Das auffallend zierliche und geschmackvolle des Deckerschen Hauses mit seinen fein geschwungenen Ranken und aufgesetzten Blumen, das aus dem Abbruch in das Märkische Museum kam, gereicht dem alten Berliner
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