nungen und parteipolitischer Kurzlebigkeiten, alles, was beim Lärm der Waffen die Berge von Kriegsliteratur aufzutürmen pflegt, gab überreiche Beschäftigung und klingenden Lohn. Für den Geschmack der Zeit mögen zwei platte Nichtigkeiten, wie „Die Rechnung ohne Wirt", ein Lustspiel in drei Auftritten, dessen bester Vers:
Wenn man gut lügen will, so lügt man nicht bescheiden
seine traurige Zeitgemäßheit in unseren Tagen abermals erprobt, und die in langweiliger Breite dahinschleppenden „Ernsthaften und vertraulichen Bauren-Gespräche gehalten im Schultzen-Gerichte zu R. u. W.", die es bis zu dreizehn Fortsetzungen brachten, hervorgehoben sein. Aber gerade sie waren die goldenen Eier, die der Krieg für Decker ausbrütete. Und ebenso ergiebig wurde für ihn nach dem Friedensschlüsse die Errichtung des Lotto, das mit königlichem Privileg von dem Italiener Calzabigi eingeführt wurde. Die typographischen Anstalten dazu erforderten die Aufstellung besonderer Pressen, die im Gartensaal des Finckensteinschen Palastes — heute dem Durchbruch der Voßsiraße gewichen — arbeiteten. „Diesem errichteten Lotto" — schreibt Decker selbst - „hatte ich einen großen Teil meines nach- herigen Glückes zu danken." Er wurde Direktor und Kollekteneinnehmer, trat aber bald die Arbeit ab, da er doch bieder genug war, einzusehen, „daß überhaupt viele italiänische Charlatanerie bei der gantzen Geschichte herrschte."
Die Beziehungen zum Lotto brachten ihm noch einen idealen Gewinn. Auf einer dienstlichen Reise nach Potsdam gemeinsam mit dem Direktor der Lottoadministration kam er gesprächsweise auf den Gedanken, den König um die Verleihung des Hofbuchdruckertitels zu bitten mit der Anwartschaft auf die wirkliche Stelle eines solchen nach dem Ableben seines ehemaligen Chefs, des Hofbuchdruckers Henning. Man arbeitete rasch im Kabiner Friedrichs, und schon nach wenigen Wochen hielt Decker das vom 26 . Oktober 1763 datierte Patent in Händen. Sein Glück fügte
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