der Brüderstraße 12 als Nachbar Nicolais seinen Buchladen eröffnete, nachdem ihm der Schwiegervater Decker das Patent eines königlichen Hofbuchhändlers erwirkt hatte. Henriette, die jüngste, des Vaters Liebling, folgte ihrem Manne Wilhelm Haas d. J. nach Basel, wo er die väterliche Druckerei übernahm. Die Ehe der mittleren Tochter führte sie in die Beamtenkreise; sie wurde, wenn nicht an äußerem Glanz, so doch an innerem Glück und geistiger Kultur von allen vielleicht die bevorzugteste. Denn Bergaffeffor Friedrich Rosenstiel, der Schützling des Ministers Heinitz und später Redens, machte eine glänzende Laufbahn, die ihn unter anderem auch an die Spitze der Berliner Porzellanmanufaktur führte. Dieser neue Zweig der Familie wuchs ganz in die Berliner Kunst hinein, indem die Tochter des Rosenstielschen Paares, Henriette, 1817 Gottfried Schadow die Hand zum zweiten Ehebunde reichte.
Die hochzeitlichen Freuden entschädigten für den Kummer, den der Tod in diese reich sich entfaltende und innig zusammenhängende Familiengruppe brachte. Den schmerzlichsten Verlust erlitt sie durch das Hinscheiden der treuen Hausmutter 1784. Untröstlich blieb lange Decker selbst, bis er sich auf Zureden Salomon Geßners und Salomon Landolts, dem Urbilde von Gottfried Kellers „Landvogt von Greifensee", denen der Witwer bei einem seiner Besuche in der Schweizer Heimat sein Leid klagte, sich bestimmen ließ, seine früh verwitwete Schwester, die Gattin des Dr. Schobinger, mit sich nach Berlin zu nehmen. Noch lange Jahre hat die wackere Frau dem Berliner Hauswesen vorgestanden.
Damals erreichte auch die Geselligkeit in der Brüderstraße 29 ihren Höhepunkt. Ein großer Teil der ständigen Hausfreunde ist in den Annalen deutscher Geistesgeschichte ehrenvoll verzeichnet. Von Johann Jakob Engel, dem „Philosophen für die Welt" und dem Verfasser des noch immer lebendigen Charaktergemäldes „Herr Lorenz Stark", dem bühnenkundigen Theoretiker mimischer Schauspielkunst, war schon die Rede. Neben ihm finden wir dort den Leibarzt Möhsen, den Astronomen Bode, dessen „Gestirnter
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