Noch lebte man einfach; die Mahlzeiten waren frugal und die Sitten, wie auch die bescheidene Geselligkeit, blieben kleinbürgerlich. Als ein Vergnügen galt noch lange der abendliche Familienspaziergang in die Köpenicker Vorstadt, wo die Hauswiese lag, der mit dem Besuch des Bretonschen Biergartens cm der alten Köpenicker- (jetzt Roßstraßen-) Brücke beschlossen wurde.
Erst allmählich mit dem steigenden Wohlstand, dem Heranwachsen der Töchter und den Beziehungen zur literarischen Welt änderte sich der einfache Zuschnitt des Hauses und seiner Geselligkeit. Besonders festlich wurden die elterlichen Geburtstage mit kleinen dramatischen Hausaufführungen begangen, bei denen Johann Jakob Engel, der spätere Leiter des Nationaltheaters, gern seinen Rat erteilte. Die Neigung Deckers zur Musik hatte sich auf seine Kinder vererbt, und die musikalischen Talente der Töchter erprobten sich des öfteren in Hauskonzerten, in denen ausübende Virtuosen gern den Gesang der einen oder das Klavierspiel der anderen unterstützten. Der Hausherr hatte seine Freude namentlich an der Kammermusik. Eine Tuschzeichnung des Malers Wachsmann auf der Berliner Staatsbibliothek führt solch eine musikalische Abendunterhaltung im Bilde vor.
Bald stellten sich für die herangewachsenen Töchter auch die Freier ein, keine windigen Schöngeister, die den Reichtum des Schwiegervaters auszunützen gedachten, sondern junge Männer aus guten Familien, deren eigene Tüchtigkeit Sporn und Vorbild in der Gediegenheit des schwiegerelterlichen Hauses erblickte. Die beiden ältesten Töchter heirateten kurz hintereinander die Brüder Christian Sigismund und Johann Karl Philipp Spener, deren Lebensarbeit in den vielen Bänden der Haude- und Spenerschen Zeitung aufgespeichert liegt, und namentlich der geistig bewegliche Karl Spener wußte mit Witz, guter Laune und geselligen Talenten das Haus zu beleben. Auch die beiden Jüngsten ließen sich 1788 in einer fröhlich gefeierten Doppelhochzeit von Berufsgenossen ihres Vaters heimführen. Die eine wurde die Frau des Buchhändlers Heinrich August Rottmann, der gegenüber in
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