gefällige Eleganz, sittsame Zurückhaltung bei gehöriger Lebhaftigkeit, eine selbstbewußte Bescheidenheit, — kurz die leibhaftige Mlle. Sontag." Hof, Diplomatie und, was vielleicht am meisten besagen will, auch die Damenwelt huldigten ihr neidlos. In diesen höchsten Kreisen muß auch GrafRedern sie kennengelernt haben. Sie für die Königliche Bühne dauernd zu gewinnen, gelang ihm indessen nicht, er erreichte nur, daß sie als Gast auftrat.
Diese Berliner, denen man so gern die Phantasie abspricht, gaben sich willig der Illusion der Bühne hin und waren überhaupt theaterwütig, wie man sie sich nur wünschen konnte. Sie bereiteten ebenso Weber mit Preziosa und dem Freischütz seine ersten großen Erfolge, wie sie ihren Generalmusikdirektor Spontini beklatschten, dessen Olympia mit ihrem Pauken- und Trompetengeschmetter ihnen in die Ohren dröhnte und mit der Pracht der Dekorationen, dem Luxus der Kostüme, dem Aufwand der großen Umzüge einen nie gesehenen Augenschmaus bereitete. Hinter den Kulissen aber spielte sich ein zäher Kampf zwischen dem allmächtigen Generalmusikdirektor und seinem Vorgesetzten, dem Generalintendanten Grafen Brühl ab, der damit endete, daß Brühl, der Übergriffe und Eigenmächtigkeiten des herrschsüchtigen Italieners müde, anfangs Dezember 1828 das Feld räumte. Er tauschte seinen Posten mit dem weniger von Personaleinflüssen bedrohten eines Generalintendanten der Königlichen Museen, mietete sich in dem schönen Friderizianischen Bau „am Kupfergraben 7 " ein und überließ seinem Nachfolger den Kampf mit Spontini.
Dieser Nachfolger wurde Graf Wilhelm Redern.
Die neue Stellung im Verein mit den repräsentativen Neigungen des Grafen ließen ihn den Plan zu einem Umbau des alten Graelschen Palastes fassen, der letzten Endes einem Neubau gleichkam. Mit feinem künstlerischen Gefühl wählte GrafRedern den richtigen Mann. Eben erst hatte Schinkel mit der Umgestaltung und dem Innenausbau des alten Johanniterpalastes auf dem Wilhelmsplatz sich an einer ähnlichen Aufgabe bewährt. Was er
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