durch alle Stockwerke durchgeführt hatte. Die schwächere Profilierung der Fassade bedingte auch ein steileres und zurücktretendes Gesims an Stelle des charakteristischen weit vorragenden Schattendaches der Florentiner Renaissancepaläste. Aber auch diese reichere Form der Dachbekrönung hatte sich erst aus dem Festungssimse des Trecentvpalastes entwickelt, und hierauf griff Schinkel zurück, zeichnete die stützenden Konsolen in eckiger Schlichtheit und ersetzte die Zinnen durch eine Brüstung, die er in kleine quadratische Felder gliederte. Die Ecke betonte er lediglich durch das von Adlern gestützte gräfliche Wappenschild. So entstand wenn auch kein architektonisches Prunkstück, doch ein würdiger, ernster, geschloffener Bau.
Damit er in seiner fast puritanischen Schmucklosigkeit nicht düster und abwehrend, wie seine trecentistisch-florentinischen Vorbilder, nicht zweckvoll nüchtern, wie die später in einem mißverstandenen Normannenstil errichteten Kasernen wirkte, sorgte Schinkel für eine reichere Ausgestaltung des mittleren Hauptgeschosses. Hier bringt das genial erfundene Motiv der vier breiten, mit ihren Lünetten kühn und gewaltig in das dritte Stockwerk hineingreifenden Rundbogenfenster eine Überraschung, die wie ein paar feierliche Posaunenstöße die strenge Musik dieser Fassade durchklingt. So also verwirklichte der Architekt die Idee, die ihm an jenem Oktobertage beim Anblick des Palazzo Pitti aufgestiegen war. Diese Fenster treten scheinbar in die Baumasse tiefer zurück, ihr mächtiges Kreuz ist zierlich profiliert und ihre Gewölbescheibe, umrahmt von dem Keilschnitt großer Quaderstücke, gefüllt mit einem in Eisenguß hergestellten Gitterwerk in Radform, dessen Speichen Siegesgöttinnen zieren. Eins dieser Gitter ist aus dem Abbruch des Palastes gerettet worden und wird im Schinkelmuseum der Technischen Hochschule zu Charlottenburg aufbewahrt.
Einen weiteren Schmuck der Fassade in diesem Geschosse bilden die Brüstungen vor den Fenstern. Immer war Schinkel bemüht, das heimische Kunsthandwerk für seine Bauten dienstbar zu machen. In diesen Jahren war er mit dem Töpfermeister Feilner in Beziehung getreten und hatte für
151