sie eines lahmen Fußes wegen nur selten verlassen konnte. Sie setzte es bei ihrem Manne durch, daß den beiden Töchtern, den allein überlebenden von sechs Kindern, Sing- und Spielunterricht erteilt wurde, und freute sich, wenn die jungen Mädchen ihr die Lieder von Zelter und Rungenhagen vorsangen. Durch eine dieser Töchter, Amalie, ist dann die edelste Musik im Feilnerschen Hause heimisch geworden.
Bei den Festen ging es hoch her, und die Tafelfteuden wurden gehörig ausgedehnt. So ist Rauch einmal in seiner Ungeduld von einem Mittagessen einfach davongelaufen, weil man um 7 Uhr noch nicht an den Braten gelangt war, obwohl um 1/2 4 Uhr schon das Rindfleisch gereicht wurde. Durch den getreuen Chronisten des Hauses sind wir über diese erste Generation von Gästen des Feilnerhauses genau unterrichtet. Wissenschaft und Kunst — Musik ausgenommen — fand sich zusammen. Schadow ließ wohl gelegentlich das Geburtstagskind in launigen Knüttelversen hochleben, Karl Begas, der Ahnherr der Künstlerdynastie, fand sich mit einer Zeichnung ein, Samuel Rösel, von dem eins seiner üblichen „geknackerten" Sepiablätter willkommener gewesen wäre, brachte eigensinnig, wie es so oft die Verwachsenen sind, immer dieselbe Gabe: Steine vom Vesuv oder aus Pompeji, die er einst dort gesammelt, ein nicht so verfängliches, aber auch kein so erfreuliches Geschenk, wie die von ihm „geretteten", das heißt auf eigne Faust oder mit Hilfe eines gefälligen Kustoden gemausten Kleinkunstwerke, mit denen er seinen Abgott Goethe zu bedenken pflegte. Unter den Architekten, die neben Feilners Kunst auch seine aus den von ihm aufgefundenen ausgezeichneten Tonlagern bei Rathenow stammenden gebrannten Ziegel benutzten, stand Schinkel vornan; und wo Schinkel war, fehlte nicht sein Intimus Beuth, der besondere Freund unseres Keramikers. Wissenschaft und Kunst waren schließlich auch in Feilners Schwiegersöhnen repräsentiert, dem humorvollen Arzt Dr. Kunde und dem Bildhauer Ludwig Wichmann, einem Lieblingsschüler Schadows. Wie die meisten seiner Freunde trug auch Feilner im Knopfloch des Feiertagsrockes seinen
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