Orden, aber irgendein Titel war nicht nach des einfachen, innerlich stolzen Mannes Sinn. Und wie er seine Freunde bewirtete, so war er auch ein freigebiger Hausvater für seine Leute, denen er manchen Festschmaus, manch Hochzeitsmahl ausgerichtet hat.
Um das Jahr 1820 findet in dem baukünstlerischen Schaffen Schinkels ein Umschwung statt. Bisher hatte Schinkel in seinen Bauten die Schönheit oder auch nur die Gediegenheit des Materials allzu oft der abstrakten Formenschönheit opfern müssen. Nun sann er, ob er die großen, wenig dauerhaften Putzflachen nicht durch echtes und haltbares Material ersetzen könnte. Die Erinnerung an die norditalienischen Backsteinbauten, deren „Solidität" und „Akkuratesse" ihm auf seiner ersten Reise nach Italien den größten Eindruck gemacht hatten, der Hinblick auf die alten Denkmäler märkischmittelalterlicher Baukunst, dazu der Wunsch, die heimische Industrie zur Lösung seiner künstlerischen Aufgaben heranzuziehen und durch die engere Bindung von Kunst und Handwerk diesem ein höheres Ziel zu weisen, führten ihn auf den Ziegelrohbau. Für die griechische Formenwelt war dieses Material nicht verwendbar; es zeigte seinen Reiz nicht im Wechsel der Formen, sondern im Gleichmaß einer möglichst ununterbrochenen sauberen Schichtung. Der Ziegel war der klassische Werkstoff der norddeutschen Gotik gewesen, und mit der Verwendung dieses Materials tritt bei Schinkel eine neue Epoche ein, die, erst strenger gotisierend, sehr bald Antikes und Gotisches zu einer originellen Einheit verschmolzen zeigt. Zur Ausschmückung dieser Backsteinbauten empfahl sich sowohl durch seine Dauerhaftigkeit wie seine Farbe der gebrannte Ton.
Die Werdersche Kirche, 1825 begonnen, ist das erste Bauwerk, das Schinkel in der neuen Technik hat ausführen lassen. Der ornamentale Schmuck stammt aus der Feilnerschen Fabrik. Sie lieferte den ganz antik gezeichneten Akanthusfries unter dem Hauptgesims, die Verschlingungen über den Fensterstöcken, die Kapitäle der Säulchen und als Hauptstück die
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