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Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
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eine Anspielung auf die Musikliebhaberei der weiblichen Familienmitglieder bedeuten sollte. Den Gepflogenheiten dieser haushälterischen Zeit gemäß finden wir auch die eigentlichen Seitenflügel in vier, statt wie im Vorder­hause, wo sich allerdings noch Mansarden hinter dem klassischen Sims ver­stecken, in drei Stockwerke aufgeteilt.

Der Grundriß mußte sichwegen mancherlei besonders eingetretener Verhältnisse" bei der Ausführung wesentliche Vereinfachungen gefallen lassen. Wir kennen diese Gründe nicht, doch darf man vermuten, daß dem praktischen, auf die beste Ausnutzung der Baufläche bedachten Sinn des Er­bauers die ursprüngliche komplizierte Anordnung der Räume, jene halbrund abgeschlossenen, feierlich wirkenden Zimmer, diese sonderbar geschnittenen, nur als Durchgang brauchbaren, sehr unzulänglich belichteten Flure und Nebengelaffe nicht zugesagt haben. Diese letzteren entstanden aus dem Be­mühen Schinkels, die Unzuträglichkeiten des sogenannten Berliner Zimmers möglichst zu vermeiden. Es ist jener fatale Raum, der eine traurige Er­rungenschaft der Bauzeit um 1800 war, als das Übergreifen einer zu­sammenhängenden Wohnung vom Vorderhaus in den Seitenflügel die Regel wurde. Schinkel, den man noch kürzlich als den Erfinder dieses, wie es scheint, unausrottbaren Wohnungsübels getadelt hat, war sich im Gegen­teil der Gedankenlosigkeit seiner Vorgänger voll bewußt. Der ursprüngliche Grundriß des Feilnerhauses zeigt, wie er die Mängel an Belichtung und Durchlüftung abzustellen bemüht war. Ein erstes Mittel war die Abschrägung der Ecken und ihre Durchbrechung mit möglichst viel Fenstern; ein zweites die Drehung der Achse an dieser Stelle um 45 Grad; ein drittes die Auf­teilung in mehrere Zimmer, zum Teil mit halbrunden Abschlüssen, die, wie sie an die alten Alkoven gemahnten, auch gleich diesen zur Aufstellung der Betten benutzt werden sollten. Das Veto des Bauherrn vereitelte, wie ge­sagt, diese Bemühungen. Das Berliner Zimmer trat wieder in seine alten Rechte, immerhin verbessert durch das große dreiteilige Fenster in den Eck­schrägen.

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