Druckschrift 
Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
Seite
186
Einzelbild herunterladen

Von der alten Ausstattung der Zimmer sind nur noch dürftige Spuren vorhanden. Im ersten Stock links, den der Schwiegersohn Wichmann be­zog, findet man noch im Berliner Zimmer zwei plastische Sopraporten wahrscheinlich von des Bildhauers Erfindung: im großen mittleren acht­eckig gerahmten Felde einen Wagenkampfer auf einer Biga mit feurigem Zweigespann, in den schmalen Eckfeldern eine Lyra mit einem Schwan darüber - Sinnbilder musikalischen Wettstreites. Auch der anstoßende Raum hat offenbar künstlerischer Hauspflege gedient. Noch steht im Hinteren Teil, von dekorierten Holzsäulen eingefaßt, die kleine Bühne, und von der ursprünglichen Eleganz der Ausstattung haben wenigstens noch die Türen mit reicher Ornamentik in Papiermache die rohe Zerstörungslust nament­lich der letzten unruhvollen Jahre, wenn auch kümmerlich genug, überdauert. Sonst aber ist im Hause so gut wie alles verschwunden, selbst von den Feilnerschen Porzellanöfen ist nur noch einer stehen geblieben.

Wie reizvoll muß nun aber von den Fenstern dieses Hofes der Blick in den Garten gewesen sein, der sich tief ins Gelände hinein, durchschnitten von einer hohen Baumallee, bis an die erst 1844 bebaute Ritterstraße hin­zog! Gerade von diesem Teil des großväterlichen Besitzes weiß der Enkel mit liebevoller Ausführlichkeit zu erzählen.

Die Verbindung von Hof und Garten war durch denPerron" her­gestellt, das heißt durch eine Halle, die sich mit einer zierlichen korinthischen Säulenstellung die Säulen natürlich aus Ton um einen Holzkern auf den Garten öffnete. Hier spielte sich das Sommerleben ab. Beiderseits endete die Halle in ein Zimmer, von denen das eine dem Fabrikherrn als Arbeitsstübchen diente, das andere den Vorsaal zu einer Kegelbahn abgab, die gedeckt und verglast, mit bis zur Erde reichenden Fenstern die ganze Seitenfront des Gartens entlang lief. Die Mauerfront gegenüber war auf­geteilt in eine Reihe zierlicher Pilaster mit verschieden ornamentierten Feldern dazwischen. Das schönste aber war der Blick aus der Halle mit den schützenden Leinwandgardinen auf den blühenden Garten mit Moosrosen,

186