Denn es sind, um es mit einem Wort zu sagen, Impressionen, Eindrücke eines immer wachsamen und plötzlich betroffenen Malerauges, denen wir die Kleinodien dieser Darstellungen zu danken haben, von denen hier die Rede sein soll. Nie ist Menzel mehr Maler gewesen, als auf diesen Bildern bescheidensten Ausmaßes, in denen er, unbewußter Genialität voll, mit spielender Hand die schweren Probleme einer künftigen Künstlergeneration nicht nur anrührt, sondern gleich vollendet löst.
Spät erst kamen sie zum Vorschein, aber sie kamen zu rechter Zeit. Wer weiß, ob sie sonst nicht so leichthin beurteilt worden wären, wie der Meister sie selbst zu bewerten beliebt hat. Sie hingen fast alle in seinen Wohnräumen in der Sigismundstraße unter altmodischem Hausrat, auf abgenutzten Tapeten, über Möbeln eines Geschmackes, der auch dann nicht gut gewesen war, als er die Mode beherrschte. Für Menzel allein paßten sie zu der übrigen Einrichtung; sie erzählten ihm so viel von seinem Leben, wie die Schränke, Stühle und Tische, über die sein Auge hinwegflog wie über Erinnerungen, die mit ihm alt geworden waren. Für jeden anderen gehörten sie nicht in dieses altmodische Heim, das ebensogut ein zu Ehren gekommener alter Gelehrter hätte bewohnen können. Für ihn waren sieTagebuchblätter, Intima mit dem Goldstaub des längst Vergangenen, in nachdenklicher Stimmung vielleicht Mahnungen, wie alt er selber geworden, wie weit Jugend und Mannesjahre hinter ihm lagen, wie verschollen das Leben jener Tage war...
... So hatte es mal in seinen Zimmern ausgesehen, erst in der Schöneberger Straße, wo der hohe Mahagonitrumeau zwischen den Fenstern stand und die Mullgardine im Frühlingswind wehte; dann in dem schmalen Schlafraum der Ritterstraße mit dem Blick auf die roten Dächer der Hinterhäuser.
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