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Dieſer drohenden Coalition ungeachtet trat der gefürchtete Widerruf ſehr bald hernach ein. Im Anfange des Jahres 1371 langte ein Baierſches Heer, geführt von Herzog Ste— phans Sohn Friedrich, einem ritterlichen Fürſten, in der Mark Brandenburg an, um zunächſt zum Beiſtande ſeines Oheims gegen die Pommerſche Uſurpation eines Theiles der Ukermark, ſo wie zur Befreiung der Prignitz von eingedrungener Mecklenburgſcher Kriegsbeſatzung, verwendet zu werden. Schon den 15. Mai 1371 ertheilte Markgraf Otto den Ständen der Neumark die Anweiſung, dem Herzog Friedrich von Baiern, für feine Baierſchen Verwandte, die Huldigung zur Anerkennung ihrer Nachfolge für feinen. unbeerbten Todesfall zu leiſten 3), und den 10. Juni 1371 dokumentirte Markgraf Otto zu Stendal förmlich ſeine Trennung von Böhmen und ſeine völlige Ausſöhnung und Erbvereinigung mit feinen Baierſchen Ver— wandten.
Dieſe intereſſante Urkunde, welche das erſte Stück unter den folgenden Mittheilungen bildet, bezeichnet zugleich ſperiell
die Gründe, wodurch der Markgraf dieſe ſeine Losſagung von
dem Kaiſer gerechtfertigt glaubte. Es heißt darin namentlich, der Kaiſer habe dem Markgrafen ſich zum Beiſtande in der Mark Brandenburg, der Markgrafſchaft Lauſitz und in Baiern verpflichtet; doch nie ſey ihm Rath oder Hülfe vom Kaiſer zu Theil geworden. Statt dieſer Hülfsleiſtung habe der Kaiſer ſich ſogar gewaltſam der Lande unterwunden, welche der Markgraf vom Reiche zu Lehn trage. Auch habe der Kaiſer nicht gehalten, was er dem Markgrafen Ludwig dem Roͤmer, ſo wie dem Markgrafen Otto, mündlich mit eidlicher Bekräftigung gelobt, er wollte ſie und ihre Unterthanen von der Huldigung befreien, welche dieſe vormals dem Herzog Stephan in Baiern
*) Buchholtz Geſch. der Churm. Brand. Thl. V, Urk. Anh. S. 130.