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an den Tag gelegten Widerwillen vor Erneuerung der Feindſe— ligkeiten, nicht ſobald an die Leiſtung des vertragsmäßigen Beiſtandes dachte, als Kaiſer Karl IV. ſchon mit einem in der Stille zuſammengezogenen wohlgerüſteten Heer in die Nieder— lauſitz aufgebrochen war und hier vor Luckau den Anbruch des Tages erwartete, des 29. Mai, mit welchem der im J. 1371 verabredete Waffenſtillſtand zu Ende ging. Den 4. Juni waren auch die nordiſchen Bundesgenoſſen des Kaiſers mit ihren Truppen zu Fürſtenberg an der Oder bereits größtentheils ver— ſammelt, nämlich der Erzbiſchof von Magdeburg und die Her— zöge von Sachſen, Pommern und Mecklenburg nebſt den Markgrafen von Meißen. Der Markgraf Otto von Brandenburg und ſein Neffe Friedrich, welchem letztern kurz vorher, nämlich den 17. Mai, die Altmark und Prignitz als Pfandſtücke überwieſen waren, ſahen ſich von allen Bundesgenoſſen verlaſſen, auf einmal rings von Feinden eingeſchloſſen und deren vereintes mächtiges Heer von der Oder her gegen ſie hinaufziehen. Zwar hatte der Markgraf Otto durch eine Menge von Begünſtigungen, Privilegien und Schenkungen den mächtigſten Theil des Adels, die Städte und die Geiſtlichkeit zu gewinnen geſucht; auch iſt die Behauptung unerwieſen, daß ſeine eigne Unterthanen und Vaſallen gegen ihn fochten, da der Meinecke von Schierſtedt, welcher mit 100 Helmen zum Kaiſer ſtieß„, ein Anhaltiſcher Ritter war**). Doch eine eigentliche Heeresrüſtung zum Empfang des Feindes ſcheint in der Mark Brandenburg nicht ſiatt gefunden zu haben; und auch bei dem höchſten Aufgebot ihrer Kräfte würde die Mark wahrſcheinlich unvermögend geweſen ſein, der mächtigen Verbrüderung Gegenwehr zu leiſten.
Ueber die Art, worin der Krieg in der Mark Branden
*) Gercken's Cod. dipl. Brand. J. 74. **) Beckmanns Geſchichte von Anhalt Thl. Iv. Cap. IJ p. 262.