Druckschrift 
Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
Seite
102
Einzelbild herunterladen

| } } j | | 1

102 Haltung der Tarifvertragsparteien

chen Entwicklung aufgrund einer 1977 vom IFO-Institut durchgeführten Unternehmensbefragung mit 15 bis 25% bzw. mit 18%. Nach unserer An­sicht ist bei entsprechendem Entgegenkommen aller Seiten einArbeits­losenentlastungseffekt denkbar, der bei ca. 33% der rechnerisch freiwer­denden Stellen liegt.?! Dies wären ca. 200.000 anstelle der ursprünglich er­wähnten 600.000 freiwerdenden Arbeitsplätze bei einer Arbeitszeitverkür­zung um eine Stunde pro Woche.

Allerdings sagen derartigeglobale Rechnungen nichts darüber aus, wie viele Unternehmen dem Kostendruck standhalten können und wie sich die Arbeitszeitverkürzung in unterschiedlichen Betrieben und unterschiedli­chen Branchen auswirkt.

So schätzt Schusser, daß die 85er-Arbeitszeitverkürzung in der deutschen Metallindustrie mit der betrieblich zu fixierenden Möglichkeit zur Arbeits­zeitverkürzung zwischen 37 und 40 Stunden pro Woche bei Siemens zu Neueinstellungen von etwa 10% geführt habenoder etwa 1/4 der verlo­rengegangenen Kapazität durch Personaleinstellungen ausgeglichen wur­de.

b) Kosten- und Produktivitätseffekte

Mit Sicherheit ist nach Ansicht der BDA anzunehmen, daß der bei Arbeits­zeitverkürzungen mit Lohnausgleich zu erwartende Anstieg der Personal­kosten(vgl. Abb. 33) die Unternehmen dazu zwingt, den entstandenen Wettbewerbsnachteil(Kostenanstieg, Produktionsausfall) durch Rationa­lisierungsmaßnahmen tendenziell wieder auszugleichen. Erst wenn die Ra­tionalisierungsreserven ausgeschöpft sind oder wenn nicht genügend Mit­tel oder ausreichend Zeit für Rationalisierungsmaßnahmen vorhanden sind, werden die Unternehmen gezwungen sein, zusätzliches Personal ein­zustellen. Dabei sollte man aber auch berücksichtigen, daß jede Personal­kostensteigerung, die nicht auch durch einen entsprechenden Produktivi­tätszuwachs abgedeckt ist, mittelfristig zum Verlust von Arbeitsplätzen führen wird.

Hinzu kommt, daß Rationalisierungsmaßnahmen um so eher greifen und damit um so stärkere Wirkung zeigen, je geringer die Verkürzung der Wo­

9! Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW(Hg.): a.a.O., S. 85.

9 Schusser, W.: Erfahrungen aus einem Großunternehmen: Neue Formen der Arbeitszeit­gestaltung Erfahrungen der Siemens AG. In: Marr(R.)(Hrsg.): Arbeitszeitmanage­ment Grundlagen und Perspektiven der Gestaltung flexibler Arbeitszeitsysteme, Ber­lin 1987, S. 151 159.