Nach Uebereinſtimmung unſerer Geſchichtsſchreiber war der Raſchi⸗Kommentar zur Bibel das erſte hebräiſche Werk, das 1475 gedruckt wurde. Er erſchien zwanzigmal ohne wom⸗Text, unzähligemal mit Text und mehr als fünfzigmal hebräiſch kommentirt. Auch wurde der Raſchi⸗Kommentar zum Pentateuch von dem chriſtl. Gelehrten, Joh. Fried. Breithaupt, k. k. ſächſiſchem Rathe(Gotha 1718) ins Lateiniſche überſetzt, im Jahre 1833 durch den rühmlichſt bekannten Bibliografen L. Dukes mit jüdiſch⸗deutſchen Lettern(nicht ganz wortgetreu) edirt; und nun erſcheint er vom unterzeichneten Herausgeber, nachdem deſſen erſte deut ſche Ausgabe(Ofen, Univerſitats⸗Buchdruckerei) völlig vergriffen iſt, vollſtändig ü berſetzt, durchaus neu bearbeitet, vielfach vermehrt und verbeſſert./ Das Raſchi rn iſt ein Volksbuch der Israeliten, ein Nationalwerk, das jedes jüdiſche Haus ſchmücken ſollte. Es iſt der Brunnen, aus welchem unſere Väter lange Zeit religisſe Innigkeit, ſitt liche Kraft und ideale Begeiſterung geſchöpft! An der Fülle der trefflichen Ideen Raſchiſs haben fie ihren Geiſt geſchärft und ausgebildet; ſeine erhabenen Lehren dienten ihnen als
. Wegweiſer und Begleiter durchs Leben.— Raſchi hat ſeine Meiſterſchaft nicht nur als„Künſtler der Exeſe“, wie ihn Grätz nennt,
den Tag gelegt, ſondern er hat auch der ſchriftlichen Lehre ,תורה שבכתב die darauf bezügliche, mündliche תורה שבעל פה reiht, und fo in köſtlicher Weiſe: goldene Aepfel in ſilbernen Schalen ſeinen Glaubensgenoſſen dargereicht!
Bei der heute leider herrſchenden Unkenntniß des heil. hebr. Schriftthums erſcheint es als zeitgemäß, den Freunden der hebr. Literatur ein Buch an die Hand zu geben, das ihnen den Schatz des
. jüd. Alterthums erſchließt, ſie in die Hallen der heiligen Gotteslehre
einführt und ihr jüd. religiöſes Wiſſen erweitert! Soll unſ ere Bibel, das Buch aller Bücher, ſeinem reichen Inhalte nach erfaßt und beherzigt werden, ſo genügt es nicht, fie blos in der Ueber etzung zu leſen, ſie muß auch ihrem erhabenen Sinne gemäß gründlich erklärt werden! M. 5, 1, 9. את התורה 83-- N. 5, 27, 8: 2) W; da, wie bekannt eine bloße Uebertragung ohne Erläuterung des Grund: gedankens, Gemüth und Herz kalt, unbefriedigt läßt; daher der ausdrückliche Befehl Gottes an Moſche, M. 5, 32, 19:„Lehre fie den Kindern Israels, lege es ihnen in den Mund!“ d. h. mache die Gotteslehre ihnen mundgerecht.שימה בפיהם Ausführlicher hierüber im Buche Nechemia 8, 8:„Sie laſen im Buche der göttl, Lehre, welches erläutert war, mit Angabe des