am innigſten verwachſen ſind. H. F., der die ſubjektive Notha wendigkeil der hebräiſchen Sprache für den jüdiſchen Beter be= hauptet, muß beweiſen, daß nur fie allein im Herzen des Juden die geſchilderte Andacht hervorzubringen im Stande iſt. So lange dies nicht bewieſen iſt, wird das Verlangen nicht abzuweſſen fein, durch die Einführung der Landesſprache eine noch größere Andacht im Gebete zu erzielen, da man in dieſer Beziehung nicht ſo leicht des Guten genug, geſchweige denn zuviel thun kann. Dieſen logiſchen Mangel in der Beweisführung ſcheint H. F. zu fühlen und ihm auf folgende Weiſe abhelfen zu wollen:„wie dieſe Sprache ihm als Sprache ſeiner heiligen Bücher, als der Ausdruck, in welchem ſeine Gebote verzeichnet ſind, als Laute, in welchen ſeine begeiſterten Propheten lehrten und ermahnten und ſtraften, feine unſterblichen Sänger dichteten und Gant prieſen, ein höheres, theures, unveräußerliches Erbe iſt und er in ihr ſich Gott näher fühlt, in ihr ſich vorzüglich zur Andacht erhebt.“ Hier haben wir alſo den Beweis für die ſubjektive Nothwenbigkeit der hebräiſchen Sprache für den jüdiſchen Beter. Dieſe Sprache hat für ihn vielfache hiſtoriſche Erinnerungen, die ihm die Nähe Gottes vermitteln und ihn zur Andacht erheben.„In ihr fühlt er ſich Gott näher, in ihr vorzüglich ſich zur Andacht erhoben.“ Wie ſchlecht es mit dem religiöſen Gefühl der Juden ſtehen müßte, wenn das Verhältniß des Menſchen zu Gott nicht geiſtig ihrem Gemüth aufgegangen ſein, und die Nähe Gottes ihnen erſt durch hiſtoriſche Erinnerungen vermittelt werden ſollte, wenn die Andacht nicht aus dem geiſtigen Inhalt des Gebetes aufſteigen könnte, fondern aus der hiſtoriſchen Erinnerung, die an die äußern Wortlaute ſich ſchließt und als ein Aeußerliches an den Beter herantritt, erſt künſtlich erzeugt werden müßte, davon wollen wir noch ſchweigen. Nur das wollen wir Hrn. F. fragen, ob er, da ihm ein ſo tiefer Blick in die Herzen von Hunderttauſenden vergönnt war, denn nicht auch geſehen habe, daß die Hunderttauſende kein Wort von dem, was ſie beten, verſtehen, daß bei ihnen, wenigſtens dem überwiegend größten Theil derſelben, von leerem, werthloſen Lippenwerk, aber nicht von Andacht die Rede, daß ſelbſt die hiſtorſſche Erinne= rung ihrem Bewußtſein ſo fremd, als der Inhalt der Gebete verſchloſſen iſt? Iſt es H. F. trotz ſeiner künſtlich erregten Begeiſterung für die hebräiſche Sprache als Gebetſprache ſo ganz unbekannt geblieben daß überall Klage darüber geführt werde, wie die Andacht aus unſern Gotteshäuſern entflohen ſei, wie an
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Die erste Rabbinerversammlung und Herr Dr. Frankel / von Dr. Sam. Holdheim
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31
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