noch das andere und giebt hierdurch zu erkennen, daß er wohl fühle, der Rabbiner ſtehe mit ſeiner religiöſen Erkenntniß höher als das Volk, da er aber ſelbſt nicht die Kraft hat, dem Volke entgegen zu treten, ſucht er wenigſtens diejenigen zu ſchmähen, welche dieſe Kraft wirklich beſitzen. Das erklärt das Räthſel.—
Der Glaube und die Lehre.
Als ein nicht unwichtiges Moment, welches die Rabbiner bei ihren Vorſchlägen zu beachten haben werden, hebt H. F. die Acsſöhnung des Glaubens mit dem Leben hervor. Dieſes Moment nennt er die Zeitgemäßheit, und will hiemit nichts Anderes andeuten, als daß die Rabbiner bei ihren Sühneverſuchen nur auf die ſtreitigen Punkte, d. h. auf diejenigen ſich zu beſchränken haben werden, in welchen ein Conflikt zwiſchen dem Glauben und dem Leben wirklich ſtattfindet. Hiermit hat H. F. ſein faules Princip, d. h. ſeine Prineiploſſgkeit, deutlich zu erkennen gegeben. Es ſoll nicht der Glaube an und für ſich einer unbefangenen Prüfung unterzogen werden, inwiefern wahre und falſche Vorſtellungen untermiſcht in ihm enthalten ſind, er ſoll nicht nach einem gefundenen Prineip durchgreifend geläutert werden, um für alle mögliche Fragen in Bezug des Glaubens eine beſtimmte Antwort zu haben, ſondern es ſoll dies nur in fo weit geſchehen, als wirklich ein Zwieſpalt zwiſchen Glauben und Leben vorhanden iſt, es ſollen nur vo rliegende Fragen beantwortet, mithin auf alle Conſequenz in der Durchführung eines Princips oder der Anwendung der gegebenen Antwort auf andere, den Augenblick nicht drängende Fragen, von vornherein verzichtet werden. Ich für meine Perſon muß geſtehen, daß ich ein ſolches zeitgemäßes Ver⸗= fahren nicht bloß unzeitgemäß, ſondern auch an ſich ſehr verwerflich finde. Die Reinheit des Glaubens muß uns an und, für ſich, abgeſehen von den Conflikten, in welchen die Zeit mit bem Glauben ſtehet, als heilig gelten und mich zur Prüfung und Läuterung auffordern. Auf das Reſultat dieſer Prüfung, dünkt, mich, muß Alles ankommen. Finde ich, daß der überkommene Glaube durchgängig rein und lauter iſt, ſo werden mich die noch ſo ſehr dringen den Forderungen der Zeit nicht zu