Erkenntnis, daß eine regelrechte öffentliche Beleuchtung da sein müsse. So schuf man nach langen Debatten 1836 die erste Straßenbeleuchtung, indem man in Perleberg 30 große klobige und umständlich zu bedienende Öllampen anbrachte, die im Jahre über 10 Zentner öl fraßen und deren letzte heute im Museum hängt. Als dann aber das helle Licht der Gaslaternen aufkam, gab es erneut eine starke Erregung der Gemüter und heftige Diskussionen. Ein Zeitungsbeitrag war strikte dagegen! Und zwar a) aus theologischen, b) aus juristischen, c) aus medizinischen, d) aus philosophisch-moralischen, e) aus polizeilichen, f) aus volkstümlichen Gründen. Die Gründe wurden ausführlich erläutert. Der theologische hatte zum Inhalt: Die Nacht sei mit der Finsternis bedacht. Der Mond gebe die von Gott gewollte natürliche Helligkeit. Die Nacht zum Tage zu machen sei eine Gotteslästerung und wider den ausdrücklichen Willen der Schöpfung! — Die anderen Argumente sind nicht weniger köstlich. Doch wir wollen nicht vorgreifen. Der geneigte Besucher mag sie selbst nachlesen.
Perleberg erhielt damals trotz allen hochwissenschaftlichen Gegengründen im Jahre 1866 mit 92 Lampen seine „moderne“ Gasbeleuchtung. Es schwelgte im Glanze der Glühstrümpfe! Heute brennen über 400 Lampen in den Straßen und auf den Plätzen unserer Stadt. Doch noch immer ist das unstillbare Sehnen der Menschen nach dem Licht nicht zu Ende. Fast will uns dies unbescheiden dünken, und doch ist es verständlich, wenn wir dieses Lichtsehnen auch auf die geistigen und menschlichen Dinge beziehen. Möge auch hier der Menschheit einmal die „Erleuchtung“ kommen! — Wir selbst aber verlassen diese kleine Schau mit der Hochachtung vor der menschlichen Erfinderkraft und mit Dankbarkeit, daß wir nicht mehr in der Zeit des Kienspans oder der Tranfunzel leben müssen, wenn wir hier und da in den Zeiten der Stromsperren auch mal eine kleine Kostprobe davon bekamen.
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