WALTER BREDTHAUER,BERGE
Hexenglaube und Hexenverfolgung in unserer Heimat
Fortsetzung von Heft 9/1956
Perleberg genießt den zweifelhaften Vorzug, den ersten nachweisbaren Hexenprozeß der Mark zu besitzen. 1509 wurde im „Rothen Buch“ der Stadt auf Pergament zu Protokoll genommen:
1. Chane Kregers hefft bekannt, dat se hefft Herrn Peter, den capellan, bordig von Stendall, blynt gemaket (geblendet).
2. De Hans Rossowesche hefft bekannt, dat se hefft Chane Kregers gelehret, wenn se den papen (Kapellan) scholde blynt maken. — Ebenso hätte sie 7 Männer vergiftet.
3. De Kaldregersche hefft bekannt, dat se hefft genomen mynschen kna- ken, myget (Harn), solt und erdrike und hefft dat vor Peter Fritzen dore gegraven, davon he versticket is, dat he davon gestorven is.
4. De Klenzke hefft bekannt, dat se hefft gehalet eyne dröge Bretvoth, dede stak uppe Claves Milowes thune vor dem Duberzinschen dore, und hefft de Chane Plötzen gebracht in Peter Fritzens bode (Häuschen) und des papen har der poggen dorch de ogen getagen und hebben den papen mede blynt gemaket und hefft ok bekannt, dat se de pogge wedder weg gedragen hefft by de mure und den pott enttwey ge- worpen.
5. De olde Plotzesche (der Chane Mutter) hefft bekannt, dat se rat und dat darmede gehatt hefft, dat her Peter, de capellan, so geplaget ward und blynt gemaket is.
Außerdem habe sie 5 Leuten das gebräute Bier verdorben, 3 vergiftet, 5 Schwangeren die Kinder umgebracht.
Diese vorgescrewen frowen synt gebrannt und entlivet dorch unses forsten, markgrawen Joachim, forderungen am dage margarete anno dm. mxvc nono.“
Als die Rädelsführerin dieses fünfköpfigen „Hexennestes“ wurde die alte Plotzesche verdächtigt.
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