Heft 
(1956) 12
Seite
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RUDIBELLACH, WITTENBERGE

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In der ersten Periode von 1618 bis 1623 blieb die Prignitz vom großen Krieg völlig verschont. Doch schon 1626 zeigten sich die ersten Vorboten kommen­den Unheils. (Kyritz war 1625 durch die Einquartierung einer Kompanie Wallensteiner unter ihrem Hauptmann La Fontaine mit den Freund und Feind gleichermaßen ausplündernden Truppen in Berührung gekommen.) Ernst von Mansfeld, der am 25. April 1626 an der Dessauer Elbbrücke von Wallenstein geschlagen würde, zog sich nach Norden zurück. Dadurch wurde das noch immer neutrale Brandenburg in das Operationsgebiet einbezogen. Havelberg, Kyritz, Pritzwalk und andere Orte der Prignitz bekamen durch einquartierte Truppen des Mansfeld einen Vorgeschmack von diesem Krieg.

Kaum waren diese Truppen nach Süden abgezogen, drangen die Dänen in die Prignitz ein. Den Bürgermeister von Pritzwalk schleppten sie als Geisel nach Jütland mit. Bis nach Havelberg sollen die Dänen vorgedrungen sein. Doch bald kam Wallenstein mit seinem Heer von Ungarn zurück, wo er für den Kaiser gegen den Siebenbürger Fürsten Bethlen Gabor gekämpft hatte.

Von nun an blieb die Prignitz kaum ein Jahr frei von einquartierten, durchziehenden und plündernden Truppen. Im Winter 1626/27 hauste in Wittenberge der Wallensteinsche Oberst Fahrensbeck, der sich alsPlage­geist der Prignitz durch seine Untaten ein trauriges Andenken gestiftet hat. Ruhig konnte er es mit ansehen, wie seine Soldaten friedlichen Ein­wohnern, wenn diese sich Plünderungsversuchen widersetzten, die Augen aus dem Kopf rissen, den Bauch aufschnitten oder ihnen gar mit der Axt den Kopf abhackten, so daß selbst Wallenstein darüber entsetzt war. 1 )

Da diese Schilderung aus einer wesentlich späteren Zeit entstammt, läßt sich nicht mit Genauigkeit sagen, inwieweit sie den Tatsachen entspricht oder Übertreibungen enthält.

Welche Leidenszeit für die gesamte Prignitz jetzt anbrach, schildert uns ein Bericht der Prignitzer Ritterschaft vom 3. September 1627 an den Kur­fürsten.Alles, was verschlossen, vermauert und vergraben . . ., alle Ge­mächer, Fensterläden, Türen, Kasten, Laden . . . mit Gewalt entzwei­geschlagen, alles . . . herausgenommen, Weibs- und Mannespersonen nackt ausgezogen . . . Frauen und Jungfrauen geschändet. Alle Lebensmittel

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