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wurden geraubt, das Vieh hinweggetrieben. Die Kirchen wurden geplündert und in gröblichster Weise beschmutzt. Der arme Bauersmann hat überall nichts behalten, die Pferde, alles Vieh, klein und groß, und was er sonst gehabt, ist ihm alles genommen und entzwei geschlagen . . . Man hat die Leute gepeinigt, geprügelt, gehenkt und jämmerlich geplaget, und hierunter hat man zwischen adligen und anderen Personen keinen Unterschied gemacht“. 2 )
Doch es sollte noch viel schlimmer kommen. 1631 rückte der inzwischen in den Krieg eingetretene schwedische König Gustav Adolf mit seinem Heer heran. Den Ausbau der Schanze bei Werben und die sich daraus ergebenden Kämpfe mit ihren für das Land verheerenden Folgen verdanken die Prignitzer ihm. Eine zweite befestigte Anlage befand sich bei Dömitz. So kam der Reim auf:
„Dömitz und Werben Waren der Länder Verderben“ 3 )
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Anfangs wurde Gustav Adolf von der Bevölkerung als Befreier begrüßt, doch bald mußte man erkennen, daß es die Schweden noch ärger als die Wallensteiner trieben. Zur gleichen Zeit, als Tilly Magdeburg nahm und verwüstete, im Mai 1631, kam Gustav Adolf auch nach Wittenberge und nahm seinen Wohnsitz in der „Burg“. Die Wallensteiner wurden vertrieben. Bei Annäherung neuer Truppen verbarg sich die Bevölkerung in den damals noch ausgedehnten Eichenwäldern. Das folgende kleine Liedchen wurde in dieser Zeit gesungen:
„Bet’, Kinder, bet’ morgen kommt der Schwed’, morgen kommt der Ochsenstern, 4 ) wird die Kinder beten lehr’n.“ 5 )
Der Höhepunkt des Leidens wurde 1636 bis 1638 erreicht. Das schwedische Heer unter General Baner und das kaiserliche Heer unter Feldmarschall Gallas kämpften in dieser Zeit hauptsächlich in der Prignitz. So kam es am 4. Oktober 1636 bei Wittstock zu jener großen Schlacht, bei der sich etwa 40 000 Soldaten gegenüberstanden. Wohl mußten sich die Kaiser- ^ fl liehen und die Sachsen zurückziehen, weitere Kämpfe dauerten jedoch noch bis 1638 an.
Putlitz brannte 1638 ganz nieder, in der Perleberger Geschichte wurde mit schwarzen Lettern der „Schwedentag“ im November desselben Jahres vermerkt und Pritzwalk nach Abwehr einiger Kompanien im März vier Monate später von den Schweden eingenommen und vollkommen ausgeraubt; 108 Wagen mit Beute sollen fortgeschafft worden sein. Den Einwohnern blieb oftmals nicht einmal die Kleidung. In Lenzen sollen die
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