Heft 
(1956) 12
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gehalten, in denen die Landarbeiter mit den umwälzenden Gedanken der Bodenreform vertraut gemacht wurden. Die Menschen kamen zu der Er­kenntnis, daß das Ziel,Freier Bauer auf eigener Scholle zu sein, ver­wirklicht werden wird.

Im August 1945 erhielt die Parteileitung der KPD in Kyritz die Aufforde­rung, für den 2. September eine öffentliche Mitgliederversammlung, zu der die Landarbeiter und Bauern besonders eingeladen werden sollten, an­zuberaumen. Erst einige Tage vor dem festgesetzten Termin wurde der Parteileitung mitgeteilt, daß der 1. Vorsitzende der KPD, Wilhelm Pieck, sprechen wird. Das Thema seines Referats war nicht bekannt. Die Be­grüßung unseres Präsidenten bei seiner Ankunft gestaltete sich zu einem Wiedersehen alter bewährter Kampfgenossen. Aus der illegalen Arbeit der vergangenen Jahre tauschten der Präsident und der Genosse Paul Tessmer Erinnerungen aus. Wilhelm Pieck war freudig überrascht, einen ihm bekannten Genossen in Kyritz anzutreffen. Die Versammelten, der Saal des heutigen Kinos war überfüllt, waren darauf gespannt, worüber der 1. Vorsitzende der KPD ein Referat halten würde. Der 1. Sekretär der Kyritzer Kreisleitung der KPD, Genosse Schönebeck, eröffnete mit wenigen Worten die Versammlung. Den Zuhörern war es nach den anfänglichen Worten Wilhelm Piecks zunächst noch nicht zum Bewußtsein gekommen, daß in den mit Spannung verfolgten Ausführungen äußerst wichtige und grundlegende Richtlinien für die mit dieser Rede eingeleitete Bodenreform gegeben wurden. Bald wurde die Ruhe im Saal von immer neuen Beifalls- kundungen unterbrochen, und damit zeigten die Zuhörer, daß ihnen die umwälzende Bedeutung, die im Referat aufgezeigt wurde, bewußt ge­worden war. Die Landarbeiter, die bisher für den Junker gearbeitet hatten, sollten in den Besitz von Land kommen. Nach dem Schlußwort des Ge­nossen Schönebeck wurde mit dem Gesang der Internationale die Ver­sammlung beendet.

Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß unser Präsident, von begeister­ten Menschen umringt, unter Beifallsäußerungen den Saal verließ. Mit dieser wegweisenden Rede in der Bauernkundgebung in Kyritz zur Ent­eignung und Aufteilung des Junkerlandes war der Auftakt zu weiteren Arbeiten auf dem Gebiet der Bodenreform gegeben. Noch unter dem Ein­druck der Ausführungen des Vorsitzenden der KPD, Wilhelm Pieck, kam es darauf zu einer Entschließung der Anwesenden. Hierin wurde zum Aus­druck gebracht, daß die Notwendigkeit der Durchführung einer demokra­tischen Bodenreform anerkannt wurde. Die Versammelten gelobten, alle Kräfte für die Vorbereitung und Durchführung der Bodenreform einzu­setzen. Sie velangten vor allem die Aufteilung des Bodens der Kriegsver­brecher und Kriegsschuldigen sowie des ganzen Großgrundbesitzes, soweit dieser im einzelnen größer als 100 ha war, an die kleinen Bauern, Land­arbeiter und Umsiedler. Die Entschließung endete mit den Worten:Wir

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