gehalten, in denen die Landarbeiter mit den umwälzenden Gedanken der Bodenreform vertraut gemacht wurden. Die Menschen kamen zu der Erkenntnis, daß das Ziel, „Freier Bauer auf eigener Scholle“ zu sein, verwirklicht werden wird.
Im August 1945 erhielt die Parteileitung der KPD in Kyritz die Aufforderung, für den 2. September eine öffentliche Mitgliederversammlung, zu der die Landarbeiter und Bauern besonders eingeladen werden sollten, anzuberaumen. Erst einige Tage vor dem festgesetzten Termin wurde der Parteileitung mitgeteilt, daß der 1. Vorsitzende der KPD, Wilhelm Pieck, sprechen wird. Das Thema seines Referats war nicht bekannt. Die Begrüßung unseres Präsidenten bei seiner Ankunft gestaltete sich zu einem Wiedersehen alter bewährter Kampfgenossen. Aus der illegalen Arbeit der vergangenen Jahre tauschten der Präsident und der Genosse Paul Tessmer Erinnerungen aus. Wilhelm Pieck war freudig überrascht, einen ihm bekannten Genossen in Kyritz anzutreffen. Die Versammelten, der Saal des heutigen Kinos war überfüllt, waren darauf gespannt, worüber der 1. Vorsitzende der KPD ein Referat halten würde. Der 1. Sekretär der Kyritzer Kreisleitung der KPD, Genosse Schönebeck, eröffnete mit wenigen Worten die Versammlung. Den Zuhörern war es nach den anfänglichen Worten Wilhelm Piecks zunächst noch nicht zum Bewußtsein gekommen, daß in den mit Spannung verfolgten Ausführungen äußerst wichtige und grundlegende Richtlinien für die mit dieser Rede eingeleitete Bodenreform gegeben wurden. Bald wurde die Ruhe im Saal von immer neuen Beifalls- kundungen unterbrochen, und damit zeigten die Zuhörer, daß ihnen die umwälzende Bedeutung, die im Referat aufgezeigt wurde, bewußt geworden war. Die Landarbeiter, die bisher für den Junker gearbeitet hatten, sollten in den Besitz von Land kommen. Nach dem Schlußwort des Genossen Schönebeck wurde mit dem Gesang der Internationale die Versammlung beendet.
Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß unser Präsident, von begeisterten Menschen umringt, unter Beifallsäußerungen den Saal verließ. Mit dieser wegweisenden Rede in der Bauernkundgebung in Kyritz zur Enteignung und Aufteilung des Junkerlandes war der Auftakt zu weiteren Arbeiten auf dem Gebiet der Bodenreform gegeben. Noch unter dem Eindruck der Ausführungen des Vorsitzenden der KPD, Wilhelm Pieck, kam es darauf zu einer Entschließung der Anwesenden. Hierin wurde zum Ausdruck gebracht, daß die Notwendigkeit der Durchführung einer demokratischen Bodenreform anerkannt wurde. Die Versammelten gelobten, alle Kräfte für die Vorbereitung und Durchführung der Bodenreform einzusetzen. Sie velangten vor allem die Aufteilung des Bodens der Kriegsverbrecher und Kriegsschuldigen sowie des ganzen Großgrundbesitzes, soweit dieser im einzelnen größer als 100 ha war, an die kleinen Bauern, Landarbeiter und Umsiedler. Die Entschließung endete mit den Worten: „Wir
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