Heft 
(1956) 12
Seite
384
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Gelege, es enthielt nur drei rundlich dicke, weiße Eier, die Jungen ge­schlüpft. Sie wurden noch reichlich 14 Tage vom Weibchen gehudert und waren schon ziemlich groß, als sie den ersten Tag allein im Nest ver­bringen mußten. Doch wachte auch jetzt noch- ständig ein Altvogel in der Nähe.

Die an die Jungen verfütterte Nahrung bestand überwiegend aus Feld- und Wühlmäusen. An Vögeln konnten lediglich zwei Sperlinge, eine Jung­drossel und eine Feldlerche nachgewiesen werden. Die sehr zahlreichen Gewölle wurden laufend von mir gesammelt. Uber die Gewölle und die Ernährung der Eulenvögel später noch genaueres.

Mit dem Fotoapparat war leider wegen der dichten Baumkrone, die sich andererseits als vorzüglicher Schutz gegen gehässige Krähenvögel erwies, am Nest nichts zu machen. Dafür kam ich aber, als die Jungvögel im Alter von dreieinhalb Wochen die ersten Ausflüge machten, zu einigen schönen Aufnahmen. Noch eineinhalb Wochen nach dem ersten Verlassen des Nestes waren die drei Jungen in unmittelbarer Nestnähe zu finden und kündeten bei Anbruch der Dunkelheit ihren Eltern durch laute Rufe ihren erwachen­den Appetit. Dann trugen die weichen Schwingen die ganze Familie mäuse- reichen Jagdgründen entgegen.

Vergeblich bemühte ich mich in diesem Jahr, die Bekanntschaft zu er­neuern. Wurde ihnen der strenge Winter zum Verhängnis, haben sich die sonst so ortstreuen Vögel ein anderes Brutrevier gesucht, oder sind sie nur meiner Aufmerksamkeit entgangen?

Vom Bewohner der Fels- und Baumhöhlen entwickelte sich die Schleier­eule im Laufe der Jahrhunderte zum Kulturfolger. Diese allgemein ver­breitete Eule bewohnt heute ausschließlich Kirchtürme, Scheunen, stille Hausböden uijd Ruinen. Ein Nest wird nicht gebaut. Das Gelege wird in einem dunklen Winkel ohne Unterlage auf dem Boden abgelegt. Brutzeit und Jungenaufzucht dauern bei der Schleiereule wesentlich länger als bei der Waldohreule. Der Mangel an geeigneten, zugänglichen Räumlichkeiten dürfte der Hauptgrund sein, daß die Schleiereule an vielen Orten nicht zu finden ist. Wo geeignete Räume vorhanden sind, sollte man ihr den Zutritt ermöglichen, indem man eine Bodenluke oder ein Dachfenster offen läßt. Der eingangs schon erwähnte Steinkauz ist eine unserer kleinsten Eulen. Durch seine Lebhaftigkeit und sein auch am Tage munteres Wesen weicht er in seinen Gewohnheiten von den übrigen Eulen ab. Sein Brutgeschäft tätigt er vorwiegend in Baumhöhlen, mitunter auch in Gebäuden und Mauerlöchern. Eine mir bekannte Bruthöhle wird schon seit Jahren von einem Paar bewohnt. Leider gelang es mir noch nicht, den zierlichen Gesellen mit der Kamera einzufangen.

Am zahlreichsten fand ich bei uns in den letzten Jahren den etwa krähen­großen Waldkauz. In diesem Jahr wurden mir in meinem verhältnismäßig kleinen Beobachtungsgebiet drei Bruten bekannt. Wo es Mäuse gibt, ist