Bei uns in der Prignitz blies aber der Postillon noch weiter ins Horn und ließ die Geißel knallen.
In Wittenberge war die Posthalterei bzw. das Postamt zunächst in der Chausseestraße und wurde später von dort nach der Mohrenstraße, dem sogenannten Posthof, verlegt.
Ein Bericht um das Jahr 1860 lautet:
„Der Verkehr von Wittenberge nach Lenzen wird mit Postfuhrwerk durchgeführt. Die Landstraße, Lenzener Weg genannt, besteht aus Sand und Lehm und muß die Postkutsche mit drei Pferden bespannt werden wegen des schlechten Weges. Ein guter Fußgänger erreicht ebenso schnell das Ziel.“
„Im Kreise Westprignitz waren im Jahre 1863 an Chausseen nur die Staatschausseen Berlin—Hamburg, Wittenberge—Perleberg und Neu- schrepkow—Havelberg vorhanden; außerdem die von Aktiengesellschaften erbauten Chausseen von Perleberg nach Pritzwalk und von Karstädt nach Ottiliengrube.“
„An Eisenbahnen ging nur die Berlin-Hamburger, damals noch Eigentum einer Aktiengesellschaft, durch den Kreis. Alle anderen Eisenbahnen wurden erst später erbaut.
Eine Reise von Berlin, namentlich vom nördlichen Teil des Kreises aus, war also damals noch nicht so leicht durchführbar, zumal, wenn man bedenkt, daß auch die Wegeverhältnisse nicht die günstigsten waren.“
Bis zum Jahre 1890 wurde dann der Klang des Posthornes auf den deutschen Landstraßen seltener und verstummte schließlich ganz.
Mag sich auch dieser oder jener für das romantische Zeitalter noch heute begeistern, feststeht, daß trotz aller Romantik, mit oder ohne Postillon, das Reisen vor 150 Jahren recht beschwerlich und gefährlich war.
Die Berlin-Hamburger Bahn wurde gebaut trotz aller Widerstände.
I.
. . . aber Objekte, Kabinettsbeschlüsse und finanzielle Schwierigkeiten verzögerten den Baubeginn.
Die Vorgeschichte der Berlin-Hamburger Eisenbahn reicht bis in das Jahr 1835 zurück.
Friedrich List, der große Vorkämpfer für ein einheitliches Eisenbahnnetz in Deutschland, stellte schon 1835 bei der preußischen Regierung einen Antrag für den Bau einer Eisenbahn von Berlin nach Hamburg.
Der Senat von Hamburg fragte 1835 ebenfalls bei der preußischen Regierung an, ob man sich an einem Eisenbahnbau auf dem rechten Elbufer von Hamburg nach Magdeburg beteiligen würde. Da aber englisches Kapital beteiligt und englische Ingenieure mitwirken sollten, verhielt man sich in Berlin kühl und ablehnend.