Heft 
(1956) 8
Seite
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List zog sich von seinem Vorschlag zurück, als man diesen alszu wenig vorbereitet ablehnte.

Seine Mitarbeiter bildeten jedoch in Berlin ein Komitee, vervollständigten die Unterlagen und legten am 14. Juni 1836 eine Denkschrift über eine Eisenbahn von Berlin nach dem Hauptsteueramte Wittenberge a. Elbe vor. Auch dieser Vorschlag verfiel der Ablehnung.

Nun trat ein Stillstand ein.

Einer der größten Widersacher war der preußische Generalpostmeister Nagler.

Wo sollte er mit seinen Postillionen hin, wohin mit den Pferden und Post­kutschen. Und war denn überhaupt ein Bedürfnis vorhanden?

Die preußische Bürokratie vertrat auch den Standpunkt, daß der Staat die übrigen Verkehrsmöglichkeiten, die Post sowie die Land- und Wasser­straßen nicht schädigen dürfte. Und wer sollte mit der Eisenbahn, mit 20 km Geschwindigkeit in der Stunde, fahren? Wer hielt das auf die Dauer aus? Das mußte doch zu Augen- und Gehirnerkrankungen führen. Es gab aber auch' Stimmen, die sogar die Überlegenheit des Staatsgedankens da­mals schon erkannten.

1839 wurde von dem Berliner Komitee der Plan des Eisenbahnbaues wieder auf genommen, und es war inzwischen auch das Einverständnis der mecklen­burgischen und dänischen Regierung eingeholt.

Am 2. Juni 1840 wurde unter Vorbehalt die Zustimmung gegeben, und durch Kabinettsordre vom 15. Januar 1841 wurde die Konzession der Bahn von Berlin auf dem rechten Elbufer durch die Prignitz nach Hamburg in Aussicht gestellt, sofern es der Gesellschaft gelinge, das Einverständnis der mecklenburgischen und dänischen Regierung und die Beschaffung der erforderlichen Baukapitalien sicherzustellen. Die günstige Entscheidung war gefallen, doch die Aufbringung des Aktienkapitals (8 000 000 Taler) machte große Schwierigkeiten.

Ebenso schwierig waren die Verhandlungen mit der dänischen Regierung, die für ihr Gebiet hohe Durchgangszölle verlangte.

Im November 1842 bat das Berliner Komitee um Verlängerung des Termins für den Nachweis der Kapitalszeichnung und beantragte die Übernahme einer Zinsbürgschaft von seiten des preußischen Staates.

Trotz der schmackkaften Begründung, die aus der Feder des Majors Moltke, dem späteren Generalfeldmarschall stammte, wurde durch Kabi­nettsordre vom 23. Dezember 1842 der Antrag abgelehnt.

Am 27./28. Juli 1843 wurde die Berlin-Hamburger-Eisenbahngesellschaft gegründet. Hamburg und Mecklenburg übernahmen Aktien von 3 Millionen Talern, und die übrigen 5 Millionen Taler wurden schnell gezeichnet, so daß noch rechtzeitig zum 18. August 1843 der Nachweis der Finanzierung er­bracht werden konnte.

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