Heft 
(1956) 8
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und wieviel Arbeitsstunden insgesamt erforderlich waren, darüber enthält die Chronik keine Angaben. Aber daß das Geld nicht ausreichte, was bei den großen Bauprojekten auch heute noch Vorkommen soll, davon steht geschrieben, daß während des Bauens festgestellt wurde,um die Bahn fertigzustellen, brauchte man noch 5 Millionen Thaler.

Hatte man sich verrechnet? Nein!

Von der ersten Veranschlagung bis zum Baubeginn waren Jahre ver­strichen.

Die Eisenbahntechnik hatte in dieser Zeit erhebliche Fortschritte gemacht, auf die, wollte man nicht rückständig sein, nicht verzichtet werden konnte. Die bisher nicht angewandte Laschenverbindung an den Schienenstößen wurde durchgeführt und hierdurch wurde die Widerstandsfähigkeit des Gleises wesentlich erhöht.

Auch hatte man sich entschlossen, auf der am stärksten beanspruchten Strecke HamburgWittenberge von Anfang an das zweite Gleis herzu­stellen.

Abertausende Bahnschwellen, auf denen die Schienen verlegt wurden, waren erforderlich. Diese wurden in der in Spandau errichteten Schwellen­tränkanstalt mit Kupfervitriol getränkt, damit sie nicht so schnell ver­faulten. Die Spurweite wurde auf 1435 mm festgelegt, das ist das Maß zwischen den Schienenköpfen.

Die Eisenbahnschienen mußte man aus England beziehen. Diese kosteten frei Hamburg 237,50 M die Tonne. Wieviel Kies, Kalk, Zement, Schrauben, Nägel und Holz, Glas u. a. m. mag weiterhin verbraucht worden sein? Zahlreiche Durchlässe und kleinere Brücken wurden aus Mauerwerk oder Eisen hergestellt. Für Tragwerke wurde kein Holz verwendet.

Auch eine unterirdische elektromagnetische Telegraphenleitung wurde eingebaut. Warum man diese später in eine oberirdische umwandelte, ist ungeklärt. Tausende Arbeiterhände wirkten Tag um Tag, viel Schweiß floß von den Stirnen, und das Werk wurde vollendet.

Am 15. Oktober 1846 konnte der Betrieb auf der Strecke von Berlin bis Boizenburg aufgenommen werden. Die restliche Strecke von Boizenburg bis Bergedorf wurde bis zum 15. Dezember 1846 fertiggestellt.

11 Jahre waren vom ersten Gedanken bis zur Vollendung der Eisenbahn erforderlich.

Der Hamburger Senat hatte in den langen Jahren des Streites nicht ge­schlafen, sondern die Bahn von Hamburg nach Bergedorf gebaut und schon am 16. Mai dem Betrieb übergeben.

1848 wurde das zweite Gleis auf der Strecke SpandauNauen und 1849 auf der Strecke HamburgWittenberge mit Ausnahme der Strecken Grabow Ludwigslust und BüchenFriedrichsruh fertiggestellt.

Bis 1866 war die Bahn mit Ausnahme der Havelbrücke bei Spandau zwei­gleisig, die im Jahre 1883 ebenfalls zweigleisig umgebaut wurde.

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