IV.
. .. die Sandberge wunderten sich, aber der Wittenberger Bahnhof
wurde gebaut
Es wird im Frühjahr des Jahres 1845 gewesen sein, als man das Gelände weit nördlich der Stadt absteckte, Pfähle einschlug, nivellierte und so den Weg für die neue Eisenbahn festlegte. So mancher Bürger mag wegen dieses Beginnens mit dem Kopf geschüttelt haben, daß nun neben dem „Heysterbusch“ ein Bahnhof entstehen sollte.
Es war noch gar nicht so lange her, da hatte man dort die letzten prächtigen Eichen geschlagen.
Nach den Magistratsakten vom Jahre 1824:
„71 Eichen aus dem Heisterbusch 213 Thlr.“ Unsere Väter waren dauernd in Geldsorgen, und so fiel Eiche um Eiche.
Aber jetzt kam Leben zwischen und in den Sandbergen auf, und manche Eiche von damals hätte vielleicht im Weg gestanden.
Sandberge wurden abgetragen. Karre umKarre verschluckten der Bahndamm und das zu planierende Baugelände für das Empfangsgebäude, Lokomotivschuppen, Koksbrennerei, Magazin und Dienstwohnungen.
Dann kamen Mauersteine, Kalk, Holz hinzu, alles was man zum Bauen brauchte.
Als dann die Schienen auf den Schwellen verlegt waren, zeigte der Kalender das Jahr 1846 an.
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs steht heute noch. Auch der erste Lokomotivschuppen (jetzt Lokschuppen III) steht noch auf derselben Stelle, wurde aber nach dem Brande 1921 erweitert und erhielt eine neue Dachkonstruktion.
Der 15. Oktober 1846 kann als der Geburtstag des Bahnhofs Wittenberge bezeichnet werden.
Am 15. Dezember 1846 fuhr der erste Personenzug ab Wittenberge. Ob das mit einer Feier verbunden war, darüber hat der Chronist nichts berichtet, ist jedoch wahrscheinlich.
Nun wurden die Wittenberger durch lautes Pfeifen der Lokomotiven daran erinnert, daß es eine Eisenbahn in Wittenberge gab.
Am 15. Dezember 1846 war auch der Anschluß nach dem Packhof fertiggestellt. Wittenberge war zum Verkehrsknotenpunkt geworden, wo der Umschlag der Güter im Wechsel vom Schiff, Bahn und Achse möglich war und durchgeführt wurde. Nach heutigen Begriffen war der Bahnhof Wittenberge aber noch sehr klein. Außer den Hauptgleisen waren 1848 noch zwei Nebengleise zum Rangieren vorhanden. Umgeben war das Bahngelände von Sandschollen, buschigem Unterholz, Wiesen und großen Bracks. An diesen Zustand erinnern heute noch die im Eisenbahnermund gebräuchlichen Gleisbezeichnungen Elsenbusch und Herrenwiesenstraße.
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