Heft 
(1956) 8
Seite
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VI.

Die Personen- und Güterwagen

Die 1846 eingestellten Personen- und Güterwagen hatten nicht mehr die Unzulänglichkeiten aus den dreißiger Jahren, sondern bei ihnen war der technische Fortschritt, den die deutschen Wagenbauanstalten inzwischen erreicht hatten, berücksichtigt. Anfangs hatte man die Muster für die Transportwagen aus England bezogen, war dann aber in der Entwicklung eigene Wege gegangen. Es gab keine offenen Personenwagen mehr, wo die Reisenden den Unbilden der Witterung, dem Funkenregen und Qualmen der Lokomotiven ausgesetzt waren. Es gab keine mit Segeltuch bedeckten Wagen mit nur seitlichen Schutzvorhängeh mehr, sondern feste Verdecke, Glasfenster, eiserne Räder und auchStoffbuffer gehörten zum tech­nischen Fortschritt, der das Reisen angenehm machte. In der dritten Klasse warendie Banken von Brettern mit Lehnen.

Die I. Klasse hatte Polsterbänke und, wie man damals sagte:. .. alles sehr elegant und sauber.

Öllampen erhellten die Abteile und rußten auch. In einigen Wagen waren auch schon Aborte, sonst richtete man sich entsprechend ein. Dazu waren die Aufenthalte auf den größeren Bahnhöfen entsprechend bemessen.

Die Bahnverwaltung war damals auch der Ansicht, daß es von untergeord­neter Bedeutung sei, ob in mehr oder weniger schön ausgestatteten Wagen die Reise verlief, sondern die Art und Weise der Beförderung das primäre sei, und die entsprach dem neuesten Stand der Technik.

Die ersten Personenwagen waren sechsrädig (heute sagt man drei Achsen). Die Güterwagen nannte man anfangs Eisenbahnfrachtwagen und sie hatten eine Tragfähigkeit von 2650 bis 2700 kg.

Die Berlin-Hamburger Bahn setzte sofort achträdige (4 Achsen) Güter­wagen ein.

Durch eingetretene Unfälle ging man von dieser Bauart im Jahre 1849 ab und konstruierte sechsrädige Güterwagen, denen man eine größere Be­triebssicherheit zuschrieb.

VII.

Von Reisenden, Fahrpreisen, Währungen, Personentarifen, Reiseerleichte­rungen, Beschwerdebüchern, Fundbüros, Fahrplänen und Nachtzügen

Wollte man im Jahre 1846 von Wittenberge nach Berlin oder Hamburg reisen, dann mußte man ein Zettelbillett kaufen (etwa in der heutigen DIN A4- Größe). Dieses Zettelbillett hatte am unteren Ende einen Coupon, der vom Schaffner abgenommen wurde. Fahrkarten, wie wir sie heute kennen, wurden erst im Jahre 1860 eingeführt.

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