Heft 
(1915) 4/5
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Zu den Ablagerungen des Alluviums gehören auch die Dünen. Diese sind mehr oder minder hohe unfruchtbare Sandhügel, die häufig nur sehr spärlichen oder gar keinen Pflanzenwuchs zeigen. In letzterem Falle können sie recht un­angenehm für die Landwirtschaft werden, da bei stürmischem Wetter von ihnen aus viel Sand auf die benachbarten Felder geweht wird. Die Dünen sind Er­zeugnisse des Windes und bilden sich überall da, wo größere Mengen Sand ab­gelagert werden. Dementsprechend sind sie auch in unserem Gebiet recht häufig, besonders im Gebiete des alten Urstrombettes, im dem heute die Elbe fließt. Sehr viel kommen sie z. B. bei Wittenberge und zwischen dieser Stadt und Perleberg vor.

Dünenlandschaft.

Wie zu allen Zeiten geht auch jetzt während des Alluviums die Hauptab­lagerung auf dem Meeresgründe vor sich. Außerordentlich viel tragen zu diesen Ablagerungen kleine Lebewesen, die sogenannten Globigerinen bei, diese Geschöpfe gehören zu den Urtieren und zwar zur Familie der Foramiseren. Sie sind fast ohne Ausnahme sehr klein, treten aber am Meere in großer Menge auf. Nach ihrem Tode sinken die kalkigen oder kieseligen Gehäuse auf den Meeresgrund, dem Globigerinenschlamm absetzend, der, erhärtet und aus dem Meer gehoben, einst die Gebirge der Zukunft bilden wird.

Wir wenden uns nun dem Diluvium zu. Das Diluvium ist im nord­deutschen Tieflande die bei weitem verbreitetste Formation. Wie ich schon vorher andeutete, hat aber gerade diese Formation den Geologen die größte Schwierig­keit bereitet; und aus diesem Grunde ist sie Wohl bis vor gar nichi langer Zeit recht stiefmütterlich behandelt worden. Man wußte mit diesen Ablagerungen von Lehm und Sand, von Kies, Geröllen und Steinblöcken aller Art, die sich an manchen Stellen zu hohen Wällen anhäufen, nichts anzufangen. Diese Ablage­rungen sind ja den meisten Norddeutschen zur Genüge bekannt, besonders den Landwirten. Sie bilden die fruchtbaren Teile der Aecker, die kaum versagen, häufig aber auch die sandigen, steinigen Felder, an denen der Landmann wenig Freude hat.

Mit der Erklärung dieser Ablagerungen haben sich viele Menschen beschäf­tigt und es sind die abenteuerlichsten Hypothesen aufgestellt worden. Auch unser Dichterfürst Goethe, dieser Riesengeist, ist dem Problem näher getreten. Er neigte der Meinung zu, daß sie die Reste eines alten Urgebirges darstellten, das einst in unserer Gegend bestanden habe. Er nahm ferner an, daß ganz Mitteleuropa von einem Meer bedeckt gewesen sei und daß zu gleicher Zeit eine große Kälte geherrscht habe. Durch das Meer und die Eisschollen seien dann die Reste dieses