Heft 
(1916) 1/2
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Ebene wird immer breiter. Ladenburg, Stadt mit Stadttürmen, Mauer, alter Kirche, etwas zum Malen in Friedenszeit. Friedrichsfeld Passiert, rechts Mannheim, links Heidelberg, von letzterem so gut wie nichts zu sehen. Schönster Sonnenschein. Berge weiter schöne Form. Wieblingen schön gelegen. Heidel­berg längerer Aufenthalt, Tasse Kaffee getrunken, Keks und Postkarten gekauft. 5°° Abfahrt. Auf Bahnhof nichts zu sehen. Bei Fahrt auch nicht. Hat Regen einge­setzt. Kirchheim. Regen vorbei, war Husche. St. Ilgen mit Hopfenfeldern. Wies- lah-Walldorf Hopfenfelder. Gegend wird reizlos, Berge werden niedriger. Rechts vom Horizont schöne Bergformen, links nichts mehr, ganz reizlos. Berge rechts sind Hardt und Vogesen. Endlich mal guter Hafer. Gegend wird ebener aber wieder hübscher. Rot-Malsch erreicht. Schöne Spitzpappelgruppen. Mingolsheim, es regnet hier tüchtig. Ein großes Maisfeld steht gut. Ubstadt erreicht. 7^ Durlach bis hierher geschlafen. Karlsruhe, riesige Bahnhofsanlagen. Gab eine Flüssigkeit, die kalter Tee sein sollte. Die Schwestern waren jedenfalls nett und niedlich. War's beste am Tee, überhaupt schien in Süddeutschland das Rote Kreuz nicht so gut organisiert zu sein wie in Magdeburg. Hinter Karlsruhe schöne Berge. Etwas warme Flüssigkeit (Tee) gab es hinterher noch, die Wärme war das Beste am Tee. Es ist ziemlich kühl geworden. Freue mich, einen Gummiregenmantel gekauft zu haben. Schöner Buchenwald rechts und links. Regen aufgehört. 8 Uhr. Weite Ebene, in der Ferne schöne Berge. Ettlingen. Weite fruchtbare Felder, auch Hafer gut. Bruchhausen, schöne Alleen alter Spitzpappeln, schöner Wald zu beiden Seiten, Buchen und Eichen, etliche Birken, Kiefern dazwischen. Wiesen, dahinter Berge. Abendhimmel färbt sich. Schöne einzelne rosa Wölkchen wie ich so oft gemalt habe. Berge mit schönem Hochwald, davor Wiesen mit einzelnen Baum­gruppen. Wenige Felder. Ein Dorf in den Wiesen, links der Bahn, Malsch. Ebene wieder weiter mit gutstehenden Feldern, auch Hafer sehr gut. Links schöne Bergformen am Horizont in blauen Dunst gehüllt. Bin sehr müde, habe Mühe nicht einzuschlafen. Bis jetzt alles gut verlaufen. Stimmung der Leute weiter vorzüglich.

Herzliche Grüße

Dein Paul.

Station Muggensturm. 4. Brief an Dich abgegeben. Berge, links Schwarzwald, nehmen immer schönere Formen an. Landschaft an einer Stelle besonders großartig. Bald wieder lichter Wald mit dichtem Unterholz. Rastatt erreicht. Transporte mit Sachsen überholt, sind auch alle vergnügt. Gas wird nicht mehr angezündet, haben Leichtpatronen empfangen, vollkommen dunkel. Gehen schlafen. Sahn noch Spitzpappeln gegen Abendhimmel.

Baden Oos. Luftschiffhalle, Mond als ganz feine Sichel am Himmel hinter Spitzpappeln. Singheim.

Appenweier. Warme Verpflegung, war viel zu müde um viel zu essen, gehen gleich über den Rhein, 12 W, sollen morgen früh da sein.

16. 7. 15. Durchgeschlafen bis Kalmar im Elsaß. Gut gefrühstückt mit warmem Kaffee. 622 Weiterfahrt. In Kolmar nichts vom Kriege zu merken. Viel Soldaten, sonst alles ruhig. Vogesen bei Kolmar schön. Steile Berge mit Burgruinen bekrönt. Hafer steht sehr gut. Berge wundervolle Formen. Dörfer in reizender Lage. Wetter aufgeklärt aber etwas kühl, gut zum Marschieren. Endstation ist Ruf a. Wunderschöne Spitzpappeln. Friede liegt über der Natur. Viel Transportwagen. Endstation erreicht. Habe die Leute nach Gebweiler geführt, ca. 8 Km. zum Laufen. Gehe morgen zur Front. Meine Leute bleiben hier. Vorläufig gehöre ich nirgends hin. Ist kein netter Zustand. Bin neugierig, wie lange das dauert. Kanonendonner hört man in der Ferne. In Murbach angelangt, gehen heute in Stellung. Selten mal