Kanonendonner, selten ein Gewehrschuß. Mein Quartier in Gebweiler war gut. Gegend sehr schön. Berge und Täler abwechselnd. Bewohner z. T. ganz französische Gesichtszüge und Aussehen.
Herzliche Grüße
Dein
_ Junge, Paul.
Ensisheim 30. 8. 16.
Zeichnen macht mir Freude, habe auch Zeit dazu manchmal. Denke, es ist ganz nett geworden. Du bekommst auch einen Begriff, wie es hier aussieht. . . . Lustig war es manchmal beim Zeichnen. Schicke mir doch mal, was Du an leeren Skizzenbüchern von mir da hast.
Letzter Brief, angekommen am 17.10. 16.
Mein liebes Mutting! 7. 10. 15.
Habe mir das Zutrauen von vielen Leuten endlich errungen. Die andern werden Nachfolgen. L. ist verwundet worden, eine Hauptschwierigkeit beseitigt. Gestern fiel Graf Königsmarck. Ich hatte einen französischen Doppelposten entdeckt, der uns schon viel geschadet hatte. Es waren Alpenjäger, sehr gute Schützen. Ganz vorzüglich versteckt. Ich wollte sie abschießen. Graf Königsmarck wollte sie aber für sich. Wir kamen schließlich überein, mit einer lang- schäftigen Pistole, die er um 6 bekommen sollte, aus der Deckung heraus zu schießen. Er wollte schießen, ich beobachten. Kaum war ich fort, so kroch er aber den Graben herauf und bekam einen Querschläger in die Halsschlagader. Sofort tot. Ich will heute versuchen, den Posten abzuschießen. Er muß weg. Wir können uns sonst nicht rühren. Habe schon Artilleriebeschießung mitgemacht und war ganz vergnügt dabei im vorderen Graben. Ein Posten, der ängstlich war, meinte, die anderen Feldwebel wären hinten und ich vorne, da bekämen sie auch mehr Ruhe und Zutrauen. Wir wollen die Kerls schon kriegen.
Schicke bitte Thermoflasche.
Gruß Paul.
9. 10. 16.
Habe Posten nicht wegschießen können. War einige Tage nicht da. Gehe heute Nacht Patrouille zu den Franzosen. Wenn ich nicht wiederkomme, besten Dank für all Deine Liebe.
Dein Junge.
Heil und Sieg wünsch ich fürs Vaterland.
10. 10. 15.
Bin zurückgekehrt. Auftrag erfüllt. Kompagnieführer nannte es: Schneidig!
Es galt Drahthindernisse zu zerschneiden und näher an die Franzmänner zu bringen. Wir liegen ihnen auf 10—15 m gegenüber. War leider sternenklare Nacht und deshalb ungünstig. Wie eine Schnecke kroch ich vorwärts bis ans Hindernis. Dort ein längerer Halt und dann das Schwerste — darunter hindurch. Mein Begleiter mit hinterher in ein Granatloch. Leuchtkugeln, die mit seidenem Fallschirm versehen sind und lange leuchten, zischten um uns. In den merkwürdigsten Verkrümmungen blieben wir liegen. Einigemale bekam ich einen Krampf in den Beinen. Glücklich wurde das Hindernis durchschnitten und nach vorn gebracht, nachdem ich festgestellt hatte, daß der Franzmann ein