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Ueber Land und Meer.
solides, aus Bruch- und Backsteinen aufgeführtes Gebäude, macht mit seinen Türmen einen imposanten Eindruck. Ein von hohen Mauern umschlossener Hof von wohl fünfzig Achter Länge und zwanzig Meter Breite ist an der Innenseite von den für die Mannschaft bestimmten Räumen umgeben. Am stärksten ist das Werk, dessen rote Außenwand an einzelnen Stellen sechs Meter Höhe erreicht, an den vier Ecken, an denen sich ebensoviel zinnenüberragte Türme erheben, die auch noch nach einer, übrigens höchst unwahrscheinlichen Einnahme des Hofes eine kräf- ! tige und wirksame Verteidigung des Ganzen gestatten würden. Nördlich der Feste liegen in langer Reihe nebeneinander Ställe, Werkstätten, Gefängnis, Wachtlokal, Polizeiwache und Osfizierswohnungen, die Kantine und das Haus des Sekretärs der Landeshauptmannschaft; weiter unter- j
eine Nebenstation der Rheinischen Missionsgesellschaft gegründet worden, in deren unmittelbarer Nähe eine Anzahl Schwefelthermen entspringen, die bei Flechtenleiden eine besondere Heilkraft zu haben scheinen. Einen besonderen Reiz erhält der Platz durch eine kleine Gruppe hoher Dattelbäume, die von den ersten Missionaren aus Samen gezogen wurden und vortrefflich gedeihen, wenn auch das Aroma der Früchte, die überdies nur in günstigen Jahren zur Reife gelangen, weit hinter dein der in i Nordafrika kultivierten Datteln zurückbleibt. Otjikango beansprucht übrigens ein besonderes historisches Interesse im Hinblick auf die zahlreichen Gefechte, die sich auf dem Platze selbst und in dessen nächster Umgebung zu wiederholten Malen zwischen Hottentoten und Herero bis in die i allerueueste Zeit abgespielt haben. Die Bewohner Groß-
Gefangene Hereros mit dem später erschossenen Häuptling Kahimema.
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halb das Haus des Majors Leutwein mit seinen Stallungen und hübschen Garteilanlagen und etwa hundert Meter entfernt, noch tiefer an: Bergabhange, das Gebäude der Landeshauptmannschaft mit verschiedenen Beamtenwohnungen. Blanche andre Gebäude werden den Bedürfnissen entsprechend noch in Kürze errichtet werden müssen, denn Windhoek ist auch für den Handel ein wichtiger Platz geworden und besitzt eine Reihe tüchtiger Geschäftshäuser. Die Eingeborenen, meist Bergdamara, dann auch Hottentotten und Bastards, wohnen teils in großen Plattenpontoks, teils in sogenannten Hartebeesthäuseru, viereckigen Gebäuden aus Kieswänden, die mit Lehm beworfen sind und ein Schilfdach haben.
Der Ort Otjikango oder Groß-Barmen, der an der großen Verkehrsstraße liegt, die von Swakopmund über Otjimbingwe nach Windhoek führt, hat neuerdings auch ein solides Stationshaus erhalten. Schon 1884 war hier
Barmens gehören zu den Ovambandjern, die zu gleicher Zeit mit den Herero von Norden her eingewandert sind und sich mit diesen vollständig verschmolzen haben.
Die Herero sind das mächtigste Volk des Schutzgebiets und werden vielfach als das konservative Element angesehen, das allmählich erzogen und für die Allgemeinheit nutzbar geinacht werden müßte. Sie sind jedenfalls ein stattlicher Menschenschlag, der manche guten Eigenschaften aufweiit, aber im großen und ganzen den Charakter des südafrikanischen Kaffern zeigt. Wer den Herero etwa für einen dummen Wilden halten wollte, wie das bei Ankömmlingen oft geschieht, der wird bald die Erfahrung macheil, daß
feiler ein in seiner Art sehr gewitzigter Bursche und feine
„Dummheit" wesentlich nur Schwerfälligkeit ist, mit der
er dein Gedankengaug des Europäers folgt oder seine
Handlungsweise versteht.
Die Herero sind viehzüchtende Nomaden im mittleren