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Ueöer Land und Weer.
entbehrt die junge Hererofrau nicht eines gewissen Reizes. i Mit dein kokett über die halbentblößten schönen Schultern geworfenen Mantel schreitet sie graziös einher, das starre Korsett hält den wohlgebildeten, glänzend braunen Oberleib gerade und verhindert jede heftige Bewegung. Sie ist ein Bild urwüchsiger Kraft und stolzen Selbstbewußtseins, eingeschnürt in die Form der heimischen Mode.
Ein andres, ziemlich wild gekleidetes Volk in Sübwest- afrika ist dasjenige der Buschleüte, die sich noch in großen Gebieten Südafrikas, in kleinere Trupps zersprengt, vor-
gern den Saft einer Euphorbia, ferner bestimmte Raupen- und Schlangenarten. Im Grunde ist es ein armes Gesindel, das, da es kein Vieh hat, von der Jagd und wilden Früchten lebt und den Herero gegenüber so gut wie rechtlos ist.
Einen scharfen Gegensatz zu den Herero bilden die hauptsächlich im Süden des Landes wohnenden gelben Hottentotten, ein leichtlebiges, sorgloses, faules, dem Trünke verfallenes und augenscheinlich zurückgehendes Volk, mit dessen Geschichte der frühere „Prophet" Hendrik Witbooi
Hendrik WNbooi mit seiner Familie.
finden ' und vielleicht die Urbevölkerung sind. In Südwestafrika sind sie den Hottentotten fast bis zur Unmöglichkeit der Unterscheidung isthnlich, geworden, wenn sie sich auch der Hauptsache nach in acht Stämme gliedern. Sie gehen fast ganz unbekleidet. Ein badehosenähnlicher Schurz oder ein frei-herabhängender Hüfteschurz, meist aus Schakalfell, bildet Hie ganze Bekleidung. Aeltere wohlhabendere Männer und Frauen tragen wohl aucff noch eine mantel- artige Schulterbedeckung aus Leder und Fellen, die Haarseite nach innen gewendet, ähnlich der Fellbekleidung der Hottentotten. Sie jagen mit den primitiven Waffen, die die Hottentotten früher führten, dem Bogen mit vergifteteil Pfeilen und dem Wursstock. Als Pfeilgift verwenden sie
untrennbar verknüpft ist. Er wollte den alten Glanz feines Volkes, das einst der Herr der Herero gewesen war, er neuern und war ihr grimmigster, nicht zu unterschützender Gegner. Obwohl er mehrmals geschlagen war, gelang e?- ihm doch stets, sich neue Hilfsmittel zu erschließen, — be sonders durch das den Herero abgenommene Vieh — bis er schließlich mit den Deutschen in Konflikt kam. Der stellvertretende Reichskommissar von Franyois hatte mehrfach Witbooi verwarnt und ihm aufgegeben, die Kriegszüge zu unterlassen und die deutsche Schutzherrfchaft anzuerkenner. Witbooi wollte aber davon nichts wissen, trotzdem ihm die günstigsten Bedingungen gestellt waren. Im Jahre 1893 plante er sogar einen Ueberfall auf Windhoek,