Heft 
(1897) 07
Seite
205
Einzelbild herunterladen

206

Ueber Land und Meer.

Nach einer Mcnieutanfttahme des Verfasser?.

Die Kommandanten der Schulschiffe begeben sich an Land.

aufgehalten, daß unser Kommandantden jüngsten Lieutenant, der noch nicht einmal einen Bart habe" (beides nicht richtig!) als Parlamentär geschickt habe, und das; dieser ,.petit lilnue" ihm, dem General gegenüber so frei und gleichsam im Befehlston redend drutnl nennt das der Haitianer! gegenübergetreten sei. Auch des Parlamentärofsiziers letzte Anordnung an die von Offizieren geführten Kutter, sie sollten sofort das Feuer eröffnen, sobald sie Schüsse in der Nähe hörten oder er das Signal dazu mit der Batterie­pfeife geben würde, hatte sich sehr bald unter der neu­gierig gaffenden Menge herumgesprochen und ihres nieder­schmetternden Eindrucks nicht verfehlt.

Das Schriftstück ent­hielt das schon vom Grafen Schwerin gel­tend gemachte Ultima­tum der deutschen Re­gierung, das aber der Kommandant nun in bedingungsloser Form auf Befehl Seiner Ma­jestät unter dem Schutz der Kanonen unsrer Kriegsschiffe zum Aus­druck brachte. Ter Prä­sident der Republik wurde dariil kurz und bestimmt in deutscher und fran­zösischer Sprache auf­gefordert: 1. Eine Ent­schädigungssumme von 20 000 Dollars in Gold für die ungerechte Ein­kerkerung des deutscheil Reichsangehörigen Emil Lüders an Bord S. Al.

S.Charlotte" nieder­zulegen. 2. Ein Ent­

schuldigungsschreiben an den Kommandanteil als deil Vertreter Seiner Majestät des Deutschen Kaisers zu richten. 3. Dein p. Emil Lüders die Rück­kehr zu gestatten und feine Sicherheit zu garantiereil. 4. Tie deutfcheFlagge zu salu­tieren. 6. Ten deut­schen Geschäftsträger, Grafen Schwerin, in feierlicher Audienz zu empfangen.

Die Ultimatums- frist von vier Stunden, die den Haitianern als viel zu kurz schwer auf die Seele fiel, wollte Ml Bord gar nicht zu Ende gehen. Die Spannung stieg von Minute zu Minute. Wenn die Kerle bloß nicht sofort nachgeben, sondern uns wenigstens ein paar Granaten ge­statten wollten! "Dieser Wunsch ging von Mund zu Mund. Inzwischen hatten auch die beiden deutschen DampferStavonia" undGaliria"

I mit deutschen Flüchtlingen den Hafen verlassen und gingen f auf den ihnen von unserm Kommandanten angewiesenen ^ Ankerplatz außer Schußweite, ebenso der einlanfende fran­zösische Dampfer. Nur mit einem kleinen Koffer versehen, verließen unsre Landsleute und sämtliche Weiße Haus und ! Hof und Geschäft. Uns brachten die Flüchtlinge im Vorüber- ^ fahren allerhand Neuigkeiten ans der Stadt; einige Herren kamen mit bestimmten Nachrichten und genauen Plänen von der Stadt an Bord und machteil dem Kommandanten

Nach einer Momentaufnahme der Verfassers. Landungsbrücke und Hafenkapitanat in Port-au-Prince.

»»«»«