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(01/01/2019) 01
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Aus dem ^rrdan.

Herren unsere Lage klar machen. Colonel Gordon sagte nämlich, er wisse nichts, daß er einem Reisen­den sreie Verpflegung und Dampfer von Berber ab zur Verfügung gestellt habe. Als ich nach Redjas ging, sagte er mir, er stelle mich so wie die anderen Herren, und zwei Tage daran erhalte ich den erwähnten Brief. Alle Stunden andere Ge­sinnung, andere Befehle, sowohl mit uns speciell als wie im Allgemeinen. Dies kann zu nichts Gutem führen, und ich habe das ewige Hin- und Herschwanken satt, da ich auf diese Art zu gar nichts komme, weder reisen, noch aus einem Platz bleiben kann, um zu sammeln.*)

Marno."

Zur oben angedeuteten Aufklärung füge ich bei, daß Gordon schon bei der ersten Begegnung mit Marno über zwei Punkte Anlaß zu Bemerkungen nahm: 1. in Betreff des Dampfers, welcher Marno von Berber nach Chartum brachte; 2. in Betreff des Geldes, welches Marno zum Ankauf von Pro­visionen hier behoben. Bei der Ankunft Marnos in Chartum sagte der Stellvertreter Gordons, Ali Effendi, daß er sowohl als der Mudir von Berber und Suakim telegraphisch allerhöchsten Befehl er­halten, Herrn Marno alles vorzuschießen, was er zur Reise bis Gondokoro benöthige, und zwar aus Rechnung des Khedive. Deshalb hat Marno die Kameele in Suakim und manches andere in Berber gratis erhalten. Im guten Glauben aus die allerhöchste Gnade ersuchte Marno hier um einige Provisionen, worauf Ali Effendi ihm sagte, er möge Geld nehmen und sich das Gewünschte selbst kaufen.

Marno nahm daraufhin 200 Thaler; weil er aber nur drei Tage in Chartum verweilte und folglich nicht Zeit hatte, die Einkäufe selbst zu be­sorgen, so übergab er die Kommission dem Kauf­mann Carmeno Musu. Als dieser die Rechnung präsentirte, reichte die obige Summe nicht aus, und Marno ersuchte um weitere 300 Thaler, welche auch sogleich ausgefolgt wurden, im Ganzen also 500 Thaler.

Hierüber hat nun Gordon Anstoß genommen; als ich ihm aber seine eigenen Worte vorhielt und aus die allerhöchste Gnade hinwies, fand er sich beruhigt und zeigte sich in der Eingangs erwähnten Liebenswürdigkeit. Nichtsdestoweniger hat Gordon nachträglich die beiden berührten Punkte wiederholt mündlich und schriftlich Herrn Marno gegenüber aufgerührt. Es hat den Anschein, als ob Gordon mit Absicht Ursache gesucht hätte, die Mission Marnos unmöglich zu machen. Gordon hat

*) Dem österreichischen General-Cvnsulate gegenüber entschuldigte Gordon später sein Verfahren gegen Marno damit, daß er übellaunig gewesen.

diesen Plan selbst und freiwillig angeregt, Nie­mand hat ihm dazu Anlaß gegeben; ebenso frei­willig und ohne Ursache hat er nunmehr seinen eigenen Plan vereitelt, ohne zu berücksichtigen, daß er dadurch mich zunächst, Herrn Marno in seinen wissenschaftlichen Bestrebungen, und Alle, welche die Unternehmung unterstützten: die kaiserliche Regie­rung, die geographische Gesellschaft, ja selbst das allerhöchste Kaiserhaus betrogen hat. Da Gordon nunmehr, wie aus Marnos Briefen hervorgeht, feine eigenen Worte verleugnet hat, werde ich zu einer öffentlichen Erklärung gedrängt, mit welcher ich jedoch bis zur Rückkehr Marnos warten will. -

So steht heute die Angelegenheit Marnos. Was ich in dem Schreiben vom 27. Oktober 1874 an­deutete, daß die Ehre des Colonel Gordon bloß­gestellt sein würde, wenn die Reise Marnos nicht nach den gehegten Erwartungen ausfallen sollte, scheint sich nunmehr insoweit zu bestätigen, als die Oeffentlichkeit nöthigenfalls zu Gerichte sitzen wird.

Da ich diese Zeilen im Bette schreibe, so er­suche ich Ew. Hochwohlgeboren, die Mittheilung des Vorstehenden an die betreffenden Stellen in Wien gelangen zu lassen.

Auf den freundlichen Rath in Bezug auf das Verhältniß mit unserm Gouverneur kann ich ver­sichern, daß wir mit Ismail Pascha im persön­lichen Umgänge seit vielen Jahren ungestörte Freunde find, und daß wir uns, da ich unmittelbar neben dem Divan logire, gegenseitig sehr häufig besuchen. Im amtlichen Verkehr freilich erging es wie mir auch dein Provicar, der Oberin und dem Colonel Gordon. Wir sehen recht gut ein, daß das Nachgeben auf unserer Seite sein soll. Da ich Ihren Brief in Gondokoro erhielt, so konnte ich auch dem Colonel Gordon einen diesbezüglichen Wink geben, welcher jedoch versicherte, er habe dem Pascha in Chartum geschrieben, daß er mit ihm keinen Krieg wolle, und überdies ersuchte, ich möchte seinem Vakil Gessi in Chartum sagen, daß er mit der Localbehörde ein möglichst gutes Einvernehmen unterhalte. Gordon konnte jedoch seine Gemüths- stimmung darüber, daß er einem Türken nachgeben muß, nicht unterdrücken, und äußerte unter Anderem schließlich, daß er im Sudan nicht sterben wolle. Uebrigens ist Ismail Pascha derzeit noch in Darfur und wurde dieser Tage Chalid Pascha zum Leiter der hiesigen Regierung ernannt.

DerOsservatore Triestino" ist mir bis jetzt nicht mehr zugekommen, scheint doch die Schuld an der Expedition in Triest zu liegen. Würde selbstverständlich sehr dankbar sein, wenn Sie mir ein oder das andere abgebrauchte Journal könnten zukommen lassen, denn ohne Zeitungen sterben wir moralisch ab. Hansal."