Marnv, welche bis zum Entschlüsse seiner Rückkehr gesteigert wurden.
Ich habe nach diesen Erfahrungen meine gute Meinung über die Noblesse Gordons gründlich verloren, und ich fürchte, daß er morgen oder übermorgen mit wenig Ehren vor der gebildeten Welt dastehen wird. Ein weiser, seingebildeter Mann kennt ein solches Benehmen nicht.
Aus Darsur hört man, daß Siber Pascha auch den Gebirgsdistriet, wo sich die Furaui gesichert glaubten, eingenommen hat. Zwischen beiden Pa- ! schas — Ismail und Siber — soll eine Rivalität ! ausgebrochen sein, was leicht glaublich ist. Siber ' ist der eigentliche Eroberer von Darsur, und Ismail, als der Größere, welcher nichts gethan, als daß er sich nach der Einnahme in Fuscher niedergesetzt hat, beansprucht die Ehren für sich. Es ist demnach gleichfalls glaublich, daß Ismail Pascha einem bekannten Raubmörder (wie das Gerücht > geht), welcher mit mehreren Spießgesellen seit ? Jahren alle Sudan-Provinzen mit Schrecken erfüllte, ! zu seinem intimen Kawaß ernannte und ihn unter irgend einem Vorwände an Siber abschickte, damit er diesen Letzteren heimlich beseitige. — Siber habe davon Wind bekommen und sogleich telegraphisch die allerhöchste Erlaubniß zu einer Reise nach Aegypten erbeten, welche auch sogleich gewährt wurde. Hansal in. p.
Chartum, 18. August 1875. Marno sitzt in peinlicher Erwartung in Obeid, ob ihm der Eintritt in Darsur gestattet wird oder nicht, lieber diesem Mann waltet ein eigenes Mißgeschick, obgleich er mehr leisten würde, als alle wissenschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Reisenden unter Baker und Gordon.
Watson, welcher nach England heimgekehrt ist, soll dort gestorben sein. Dieser Tage ist auch Chippendale, welcher mit möglichster Schnelligkeit ! das Vaterland erreichen will, wegen Operation einer i gefährlichen Halsgeschwulst hier durchpassirt. I
Das sind die beiden Feinde Marnos, welche dessen Fortschritte in Redsaf zu vereiteln wußten, wobei auch Gordon seine schwache Seite entblößte. Jetzt sitzt Gordon im Pech, ohne wissenschaftliche Seele, welche seine Ehre, erweitern, oder durch gewisse Explorationen, deren es noch viele giebt, retten könnte. Gordon befindet sich nach den letzten Nachrichten in Bede, inmitten des Schellals zwischen Redsaf und Dufile. Er will versuchen, die Katarakte per Schiff zu passiren, dann hätte er doch etwas geleistet.
Aus Darsur hört man nur von Rivalitäten zwischen den beiden Granden Ismail und Siber Pascha, welche sehr wahrscheinlich sind. — Einige
Gerüchte sind delieater Natur, weshalb ich vorläufig darüber schweigen will. Siber hat die Erlaubniß zur Reise nach Aegypten erhalten. Nun heißt es, seit gestern, daß Ismail Pascha dem Siber zuvorgekommen und vor ihm nach Aegypten gelangen will. Mit allerhöchster Genehmigung ist Alles möglich. Hansal.
Chartum, 16. Oetober 1875. Vor einigen Tagen gelangte eine expresse Stafette in der unerhört kurzen Zeit von 18 Tagen mit einem dickleibigen Aetenconvolut aus Cairo hierher, welches aus dem vieetoniglichen Divan an Colonel Gordon abgesendet wurde, mit dem strengen Befehl, daß dasselbe schnell und ohne jedweden Aufenthalt weiterbefördert werde. Der Mudir in Faschoda, Jusuf Bey, ist speciell beauftragt, das Packet selbst nach Lado zu bringen und es dort dem Colonel Gordon persönlich einzuhändigen. Eine gewisse Partei will bereits glauben machen, daß Gordon in Gnaden enthoben und Jusuf Bey als Ersatzmann bestimmt sei. Die Türken lachen sich schon in die Faust, daß das System der Frängi (Europäer) abgeschafft und das beliebte Türkenregime wieder am Ruder sei. Das wäre so recht im Geiste des Islam. Sagte doch der hiesige General-Gouverneur bei Gelegenheit: „Was die Frängi im Stande sind, das können wir auch!"
Da gab es nun allenthalben gar lange und verblüffte Gesichter, als sich das Depeschenmysterium urplötzlich in einer ihren Erwartungen und ihrem Geschmacks ganz entgegengesetzten Weise enträthseltc. Es wurde nämlich noch vor Abgang des Dampfers, welcher das Aetenstück an Bord führte, offenbar, und zwar durch die eingeweihten Agenten Gordons, daß Jusuf Bey, der Mudir von Faschoda, zum Truppen-Commandanten bei Gordon Pascha ernannt sei und deshalb den Auftrag erhielt, sich schleunigst auf seine« neuen Posten zu begeben.
Gordon hatte seit der Rückkehr des Rauf Bey und Lang Bey keinen Militärchef — nicht einmal einen tüchtigen Oberossizier. Er ersuchte deshalb den Vieeköuig um Zutheilung des ihm bekannten Jusuf Bey als Befehlshaber der Truppen, was auch bereitwilligst genehmigt wurde.
Die europäischen Tagesblätter berichten, daß der Sultan von Wadai freiwillig ein tributpflichtiges Verhältniß zum Khedive gewünscht hat, und daß infolgedessen die Entdeckungsreisen in eine neue Phase getreten sind, und daß dadurch ein Gebiet dein sicheren Gesetze erschlossen wurde, welches bislang nur mit den größten Gefahren zu betreten war. Die Tagesereignisse drängen dem unbefangenen Beobachter hier an der Quelle eine con- träre Ansicht auf. Als die wilden Fürsten von