A. (8. v. Tnltner.
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Wadai, Darfur re. noch ihre unbeschränkte Herr- ! schaft ausübten, konnte der wissenschaftliche Forscher in jene mysteriösen Reiche wenigstens hineindringen, wenn auch nicht herauskommen, wie ja Beispiele vorliegen. Seit Darsur nun mit ägyptischen Gesetzen gesegnet ist, darf der unerschrockene Forscher dem geheiligten Boden des mysteriösen Reiches Darsur, gleich dem Ungläubigen die Kaaba in Mekka, nicht mehr betreten. Als Factum führe ich ! an, daß unserem Landsmanne, Herrn Marnv, ans seiner beabsichtigten Tour nach Darfur die Thüre
— wie man aus gilt wienerisch sagt — vor der Nase zugeschlagen wurde. Mit einer schriftlichen Einladung des Generalgonberueurs aus Faschcr in der Hand reiste Marno ohne Sorge dahin ab. In El Obeid jedoch erklärte ihm der Mudir, daß Niemand nach Darfur hinein dürfe, und zwar aus allerhöchsteil Befehl. Eine schriftliche Anfrage bei dem Befehlshaber in Darfur lind ein Telegramm nach Cairo lauteten in der Antwort negativ. — Demgemäß macht Marno Exeursiouen in Kordofan und Nuba, um die Zeit nützlich zu verwenden, ohne das Heiligthum Darsur betreteil zu haben. — ^ Damit bleiben die obigen Worte, daß die Entdeckungsreisen in eine neue Phase getreten seien, ! lind ein neues Gebiet dem sichereil Gesetze erschlossen worden, sehr problematisch. — Durch die Verwendung des Herrn General-Consuls von Cischini scheint jedoch Herrn Marno in Aussicht zu stehen, im Dienste des Khedive eine anderweitige Forschungsreise unternehmen zu können. — Ernst Linant de Bellefonds hat die Reise nach dem Vic- ^ toria-Nyanza im Januar dieses Jahres ausgeführt. Bei König Mtesi traf er mit Stanley zusammen, ! welcher den See eine große Strecke weit beschisste. ^
— Ueber dieses interessante Rencontre der beiden Reisenden wurde leider wenig bekannt, weil Linant auf seiner Rückkehr nach Norden schon nahe am Ziele zwischen Dusile und Kerri mit ungefähr 40 seiner Leute ermordet wurde, da ihm die Munition mangelte, um den Angriff der Wilden nbzuschlagen. !
Stanley wendete sich voll Mtesi nach West. Aus der Grenze von Uganda entfloh seine Begleitung, wodurch er in eine fatale Lage gerietst und nur unter den größten Schwierigkeiten die Reise fortsetzen konnte.
Oberst Gordon verweilt seit längerer Zeit in Beda und Kerri. Es verlautet sogar, daß auch die neugeborene Station Lado aufgelassen sei. Die vielen Mordthaten und Räubereien nöthigten den Eolonel, alle seine Kräfte zu concentriren und unter Anführung des bekannten Landeskundigen Woad el Mek den Wilden eine tüchtige Lectiou zu geben und ihre Kriegswnth zu bändigen. —
Der aus der Zeit der Baker-Expedition her bekannte und vielfach verwendbare damalige Magazineur Marcopulo wurde anfangs dieses Jahres von Gordon Pascha aus Cairo berufen. Mareo- pulo gab seine sichere Position aus, folgte dem Ruf und traf im Monat Februar in Gordons Residenz Ladü ein. Ohne irgend einen Dienst angetreten zu haben, kehrte Marcopulo am 2. d. M. mit dem Abschied in der Tasche vom Aequa- tvrialgebiet wieder in sein altes Standquartier nach Cairo zurück. Ein solches Vorgehen mag sich Jeder nach seiner individuellen Anschauung auslegen. —-
Neueste Privatbriefe aus Faschoda erzählen die Neuigkeit, daß zwei griechische Kaufleute auf einem arglosen Jagdaussluge von einem Trupp Schilluk- Neger angegriffen und mehrfach nrit Lanzen verwundet wurden, worauf die Schwarzen in die Stadt eindrangeu und durch Ueberrumpelung ca. 20 Soldaten mordeten. Von hier sind bereits zwei Compagnien Verstärkung dahin abgegangen. Darnach scheint die nach der Straugulirung des Schilluk- Königs durch die Türken ausgesprengte Nachricht der Ruhe und Sicherheit, wonach Reisende ohne Bedeckung und Bewaffnung unbesorgt das Gebiet der Schilluk in allen Richtungen passiven können, nur einen zweifelhaften Untergrund zu haben.
Hansal.
i Fortsetzung folgt.)