Aus dem Zillerthal.
Mit Illustrationen von G. Th euer kauf.
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denn wir hatten eben das herrliche Innthal mit seinen himmelanstrebenden Felsenbergen, Schlössern und malerisch am reißenden Inn liegenden Ortschaften und Städten verlassen. Das war also das seiner Schönheiten und seines Reichthums- an edlen Gesteinsarten halber so hochgepriesene Zillerthal, von dem wir schon als Schuljungen uns die nngemessensten Vorstellungen machten, wenn werthvolle Mineralien, die dort das Licht den Welt erblickt hatten, vom Lehrer zur Besichtigung in der Classe hernmgereicht wurden.
Aber unser voreiliges Urtheil änderte sich, als wir nach mehrstündiger Fahrt, um eine Felsenecke biegend, zunächst das weit ausgebreitete Dorf Zell und dann den herrlichsten, leider so kurzen Theil des Thales vor uns liegen sahen. Es war ein gar zu schönes entzückendes Bild, welches, links von der Gerloswand begrenzt, ganz im Hintergründe im schneebedeckten Jn- gent und der Tristenspitze seinen Abschluß fand. Vor die dunkle Coulisse des Hainzenbergs schob sich die schlanke grüne Kirchthurmspitze von Zell und zahlreiche Weiler mit ihren weiß angestrichenen Häusern eim Dorfe Straß betraten wir das Zillerthal; belebten das nach dem Hintergründe zu mehr und
die von der Morgensonne beleuchtete, aus mehr in bläuliche Töne übergehende Grün der
vorspringender Felsplatte freundlich durchs Landschaft.
Maria-Rast-Kirche. Nach der Natur gezeichnet von G. Theuerkaus.
Grün lugende Brettfallkapelle läutete uns zum Willkommen.
Vom Hainzenberg winkt ein hinter schwarzen Wettertannen halb verborgenes weißes Kirchlein
Die ewig geschäftige und gern übertreibende mit rothen Kuppeln herüber und ladet uns zum Phantasie hatte uns freilich ein anderes Bild vom Besuche ein. Ihm galt unser erster Weg, nachdem Zillerthal vorgemalt, als dasjenige war, welches s wir in der „Post", unter deren Dach die Ver- sich uns zunächst darbot. Waren wir doch verwöhnt, ^ treter aller cultivirten Völkerschaften friedlich neben-