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(01/01/2019) 01
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G. Thenerkaus. Aus dem Zillerthul.

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einander wohnen, auch dein Magen zu seinem Rechte verholfen hatten.

Heiß schien die Sonne ins Dorf und steil und'steinig war der Wald­weg hinauf zur Wallfahrtskirche Ma­riarast. Wir stehen hier aus goldenem Boden, der Fels ist goldhaltig aber die Ausbeute jetzt gering. Früher tum­melten sich in den schon vor Jahrhun­derten gebohrten Stollen eine zahlreiche Knappenschaft, jetzt aber gähnen die öden Höhlen ins Thal hinein und der Tourist würde die Nähe des Mam­mons nicht ahnen, wenn nicht ein am­bulanter Händler, der stets einige gold­haltige Steine auf Lager hat und zum Verkauf anbietet, ihn darauf aufmerk­sam machte.

Noch ein audererAussichtspuukt, der einen umfassenden Blick iiüs Thal und nach Mairhofen und den Bergen, die es einschließen, gestattet und die ganze Großartigkeit des Bildes zeigt, liegt drüben hoch am Berge. Aber da hinauf zu kommen, ist ein Stück Ar­beit, welches auch über die aus der Stadt mitgebrachte Fußbekleidung die schwerste Prüfung verhängt. Doch:

Groß ist das Mühen, herrlich der Lohn.

Steile Berge und reißendes Wasser sind oft Ursachen von Unglücksfällen, und es ist ein schöner Zug des Ty- rolers, daß er zum Gedächtniß der Verunglückten an der Stätte ihres Todes Hwp^- Nach der Natur gezeichnet von G. Thenerkaus,

aufrichtet, die ein mit mehr gutem Willen ! so schlau, wie die später umherreisenden Tyroler

Sängergesellschaften, die bei einer Vaeanz jede brauchbare Kraft ohne Weiteres zum echten Tyroler stempelten, kehrten die entmuthigten Geschwister traurig in ihr einsames Dörfchen zurück, gingen nie wieder auf die Wanderschaft und von Allen ist nur noch das alte, dem Grabe zuwankende Mütterchen am Leben.

Noch lebt in Zell ein hochbetagtes würdiges Ehe­paar; der Mann, nunmehr mit seinen 83 Jahren am Stabe gebückt gehend, ist das letzte überlebende Mitglied der Sängergesellschaft Leo, welche in den traurige Geschichte und dann im Weitergespräch auch ^ zwanziger Jahren weit in der Welt herumzog und die ihrige. Als junges Mädchen war sie, mit zwei als etwas Neues Aufsehen erregte und Schätze er- Schwestern und einem Bruder eine Sängersamilie sang. Nachdem er das Singen ausgegeben, heira- bildend, hinaus in die Welt gezogen; in Berlin thete er und bezog nun fünfundzwanzig Jahre hin- und Potsdam hatte die Künstlergesellschaft vor durch deutsche, holländische und belgische Land- und Friedrich Wilhelm III. und seinem ganzen Hof mit Seebäder mit Bijouterie- und gemalten Porzellan- Beifall überschüttet gesungen. Doch aus der Rückkehr waaren, bis das vorgerückte Alter der herumzie- nach Tyrol erkrankte und starb in Leipzig eine der ' henden Lebensweise Einhalt gebot und ihn seßhaft Schwestern und dadurch wurde der Künstlerkreis wachte. Das elterliche Haus, welches er nun für um eine unersetzliche Stimme ärmer. Noch nicht ^ sich allein erwarb, nahm ihn wieder ans und ep

als künstlerischem Können hergestelltes Bild ent­halten, welches in rührend naiver Weise die Art des Todes zu veranschaulichen sucht. Sollte jedoch der schauende Wanderer hier und da nicht recht klug aus dem Bilde werden, nun so sorgt eine unten angefügte ausführliche Erläuterung dafür, daß er vollständig unterrichtet weiterziehen kann. Auf dem anmuthigen Wege nach dem Dorfe Hippach zählten wir vier solcher Tafeln. Die Inschrift der letzten war schon halb erloschen, aber ein altes Mütter­chen, welches des Weges kam, erzählte uns die