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Besprechungen.
Zu den Künstlern, welche die Radiernadel mit dem meisten Glück handhaben, gehört B. Mannfeld, der uns mit seinem reizenden Album „Vom Rhein" (Bonn, Strauß) in fünfzehn lieblichen und acht künstlerisch durchgeführten Ansichten von besonders malerischen Punkten zwischen Mainz und Köln eine sehr werthvolle Gabe geboten hat. Daß Mannfeld sich an den alten Maler-Radierern gebildet, sieht man sofort, und daß die Wiedergabe von Architekturen seine eigentliche Spezialität ist, nicht weniger. Darum sind denn auch die Blätter, welche wie Andernach, Heisterbach der „Zoll" und „Der Münster in Bonn", „Köln, vom Rhein her", vorzugsweise durch Bauwerke ihren Charakter erhalten, am gelungensten. Denn Mannfeld versteht vortrefflich, sie zu fesselnden Stimmungsbildern zu machen, durch zitterndes Mondlicht in geheim- nißvolles Dunkel zu hüllen, im Schnee des Winters ihren Verfall zu zeigen oder die Wellen des Rheins sich im Dämmerschein des Abends an ihrem einsamen Gemäuer brechen zu lassen. Immer aber weiß er den romantischen Reiz, den eine zweitausendjährige Geschichte um diese herrlichen Ufer gewoben, mit seiner acht deutschen Eigen- thümlichkeit überraschend zu treffen.
Wir haben im lieben Vaterland bekanntlich das kuriose Vorurtheil, daß die Romantik vorzugsweise an den Ruinen haste. Das ist gerade so, als wenn wir die Frauen nur schön fänden, wenn sie die Hälfte ihrer Zähne bereits verloren haben. Die gesunde Romantik steckt aber ganz und gar nicht in den Ruinen, sondern im Gegentheil in dem neuen Leben, das aus ihnen emporblüht. So war denn auch der Rhein niemals so romantisch als heute, wo Schiff an Schiff schwer beladen an seinen Burgen vorüberzieht, wo neue üppige Villen und stolze Schlösser auf Schritt und Tritt herabgrüßen, wo Tausende jubelnd zum hochaufgerichteten stolzen Riesenbild der Germania wallfahrten, wo die einst verfallenen Dome endlich ausgebaut sind, wo kein fremdes Banner mehr an seinem User unserer Ohnmacht lacht und jeder Blick uns zeigt, daß die Enkel eine Periode der Kraft und des Glanzes herbeigeführt, wie sie der alte Papa Rhein seit einem halben Jahrtausend nie mehr gesehen.
Was aber von der Landschaft und der sie schildernden Kunst, das gilt auch von der Kunst und Dichtung verbindenden Literatur erst recht. Auch da ist die Romantik bei der Jugend, nicht beim Alter. Daß Deutschland sich trotz allen Parteigezänks Wähler fühlt, als je zuvor, das wurde schon der ungeheure Reichthum unserer humoristischen Produktion beweisen, der so groß ist, daß
er beinahe den aller anderen Kunstzweige übertrifft. Unstreitig steht München hier obenan, nicht am wenigsten, weil es in den „Fliegenden Blättern" ein Organ gefunden hat, das durch seine überaus verständige, alles Schlüpfrige wie Persönliche, Politik und Religion ausschließende Haltung der humoristischen Weltbe'trachtung einen außerordentlichen Vorschub geleistet hat und dem Blatte dadurch eine kolossale Verbreitung sicherte. Denn es ist ein Ausdruck der besten Seiten unseres Nationalcharakters geworden, den bekanntlich politische und religiöse Zänkerei gleich sehr verderben und der auch in geschlechtlichen Dingen eine gewisse Zurückhaltung verlangt, allem Schmutz und aller Frechheit innerlich abgeneigt ist. — Für den künftigen Kulturhistoriker sind daher die „Fliegenden" geradezu unersetzlich, er wird aus ihnen jedenfalls eine unendlich bessere Meinung von uns schöpfen, als aus unseren politischen Blättern. Es ist daher ganz passend und dankens- werth, wenn der reiche Inhalt der „Fliegenden" alljährlich zu einer Anzahl von Spezial-Publikationen verarbeitet wird, wie wir sie in dem „Oberländer Album" und seinen zwergfellerschütternden Schnurren , dann in den köstlichen Schilderungen der Thätigkeit unseres Kriegsheeres „Im Frieden", die von Nagel, Schlittgen, Oberländer, Steub, Meggendorfer u. A. davon entworfen, aber auch in den bekannten witzigen „Gedankensplittern" der „Fliegenden" dies Jahr aufgetreten sind. Nicht weniger in den weltberühmten „Münchener Bilderbogen", wo uns diesmal ein neues Talent (Rickelt) zu den Kalmücken, und ein zweites (I. Bauer) in die Kinderstube führen, wie Hengeler auf den Krautacker und Lettner auf die Jagd, während wir neben Kamerun auch China durch den altbeliebten Meggendorfer zu sehen bekommen. Mit Wilh. Busch und Oberländer handhabt unter diesen Münchener Humoristen der letztere jenen monumentalen Styl am besten, wo man mit den geringsten Mitteln die Phantasie am lebhaftesten anregt. Er paßt daher auch ganz und gar für das weite Fach der Kinderbilderbücher, das uns um so wichtiger erscheint, als es einen so großen Einfluß auf die Entwickelung des jugendlichen Charakters hat. Daß wir aber den Kindern gar keinen besseren Begleiter mit auf den Lebensweg geben können als den lustigen Humor, das hat unser in'beständigem Kampfe mit ihm liegendes Schulmeisterthum natürlich noch nicht entdeckt. Gerade zu seiner Erweckung aber sind Meggendorfer's Bilderbücher wie „Auf dem Lande" u. a. m. sehr geeignet. Auch die von Geißler- recht ansprechend erfundenen „Goldenen Jahre" (Nürnberg, Ammersdorfer) zeigen ihn wie Johannes Trojan's begleitende Verse, während er in des mit Recht beliebten Paul Mvhn's „Kinderengel" nur mehr selten auftaucht, so hübsch die, alte weltbekannte Gedichte von Wunder-