Aus dein Sudan.
63
Gewalt nach Fascher zu bringen. — Siber hatte durch seine Kreatureil von dieser Expedition gegen ihn Wind bekommen und verschanzte sich in Dara mit seinen Soldaten. Bei Annäherung des Hassan Bey ließ ihm Siber sagen, daß er über die Absichten seiner Hierherkunft genau unterrichtet sei, daß er sich freiwillig nicht ergebe und daß, wenn Hassan Bey ihn gewaltsam gefangen nehmen wolle, er sich zu vertheidigen wissen werde. Sv standen sich die beiden ägyptischeil Truppencorps feindlich gegenüber, lleber den Ausgang der Situation verlautet noch nichts. —-
Zll wiederholten Malen taucht das Gerücht erneuert auf, daß die beiden Paschas von Darfur, Ismail und Siber, nach Cairo berufen seien, um ihre persönlichen Differenzen vor dem Khedive aus- zutragen. Nach einer anderen Version sind die beiden Großeil des Sudan nach Aegypten berufen, zu einem Consilium, um über das fernere Schicksal der von Baker lind Gordon occupirten Aequa- torialprovinzen Beschluß zu fassen, da die Contract- zeit Gordons abgelaufen ist und derselbe wahrscheinlich ehestens znrückkehren wird. -— Es soll höheren Ortes die Absicht vorherrschen, die Stabilimente im Stromgebiete des weißen Flusses bis zu den Seen an die Kaufleute zu verpachten. Diese letzteren müßten sich verbindlich machen, für jedes Stabili- ment, welches sie besitzen oder errichten wollen, eine bestimmte Summe jährlich an die Regierung zu entrichten; überdies würde wahrscheinlich die Klausel angefügt werden, daß jedes Stabiliment per Jahr eine gewisse Anzahl waffenfähiger Negerburschen als Rekruten zu liefern hat, da erfahrungsgemäß die ägyptischen Soldaten im Sudan nicht ausdauern und dnhinsiechen, und die eingeborenen Araber ihre Söhne zum Militair absolut nicht hergeben wollen; folglich bleibt der Regierung kein anderer Ausweg, als das Truppenkontingent ans den annectirten Negerländern zu eompletiren. Die Handelsleute würden eine Convention in diesem Sinne bereitwilligst aceeptiren, die Staatskasse hätte eine fixe Jahreseinnahmsguelle von vielen tausend Beuteln, die Regierung könnte die Garnisonen Jahr für Jahr ergänzen, und der Elfenbeinhandel wäre wieder frei. Das wäre das Vernünftigste und Legalste, was die ägyptische Regierung thun könnte. Man weiß ja, wie viele Millionen die Baker- und Gordon-Expeditionen verschlungen, und welche Renten sie eingetragen haben! Im obigen Sinne würden die Kaufleute angewiesen sein, ihr eigenes Interesse zu suchen, wodurch sich die Elfenbeinausbeute bedeutend erhöhen dürfte. Ein kompetenter Kenner der Vcrkehrsverhältnisse im Stromrevier des Bahr el Abiad schrieb vor wenigen Jahren: ,,Die Elfenbeinquelle wird versiegen, sobald die Regierung diesen Handel in die Hand nimmt." Die Fakten der letzten
Jahre bestätigen schon die Richtigkeit dieses Ausspruchs. Daher Freiheit des Elfenbeiuhandels und angemessene Besteuerung desselben! — Die Regierung könnte nichtsdestoweniger ihren politischen Einfluß bei den Negerstämmen vollkommen wahren, indem man alljährlich Inspektoren in die einzelnen Handelsniederlassungen absendet, oder sie dort anstellt, welche das Verhalten der Kaufleute an Ort und Stelle inspieiren und beobachten, und etwaige Sklaveuausfuhren verhindern könnten. In letzterer Beziehung ist ja der Regierungsposten Faschoda die zuverlässigste Controle. Hansal.
Chartum, 6. März 1876. Am 29. Februar kam der Dampfer »Jsmailia« von Lado hier an und brachte die Nachricht, daß die Stadt Faschoda von den Schilluk cernirt sei. Es sieht dort schlimm aus: die Einwohner haben kein Brennholz, kein Fleisch und kein Brot; Niemandem ist es gestattet, abznreisen. Der obige Dampfer hielt nur zwei 'Stunden nach seiner Ankunft in der Nacht an, so daß nicht einmal Zeit war, die Post zu expedireu. Kurdi Bey ging mit tausend Soldaten nach Kaka, hat diesen Platz wieder eingenommen und befestigt, aber dessen Abwesenheit schlauerweise benutzend, haben die Schilluk mit großer Uebermacht die Hauptstadt angegriffen. Alle kampffähigen Einwohner wurden mit Waffen und Munition versehen und müssen, wenn der Trompeter Alarm bläst, alle- sammt ansmarschiren. Die mit Flinten versehenen Schützen der Schilluk stehen in der Vorderlinie, die Lanzenmänner dahinter. Man pufft eine zeitlang hüben und drüben, ohne daß eine oder die andere Partei zu einem ernstlichen Angriffe vorgeht, und dann ziehen sich beide Theile zurück; es ist daher nicht abzusehen, wann die täglichen nntz- uud zwecklosen Plänkeleien ein Ende nehmen; keinesfalls bis nicht von einer oder der anderen Seite ein energischer Angriff geschieht, aber dazu, scheint es, haben beide keine Courage.
Gordon ging von Dufile via Fatiko nach Mruli, wo er eine kleine Besatzung zurückließ. Nach Fatiko zurückgekehrt, schrieb er mir ck. ä. 9. Januar, ob er nach Magango geht, sagte er nicht.
Die Demission Gessis wurde hier osfieiell nvtirt, aber über seine Rückkehr wissen wir noch nichts Näheres. Weil nun Gordon keinen Europäer mehr zur Verfügung hat, wird wohl er als alleinige Gottheit sein Werk zu Ende führen; deswegen mußte er schandenhalber die Reise nach Mruli und nach Magango am Seeufer in xmrsona unternehmen, was er früher immer aufgeschoben hat.—
Für Siber Pascha sind gestern zwei Dampfer und eine Dahabia nach Tora el Hadra abgegangen. Er7reiste mit 600 Negern, welche als Geschenke für gewisse Instanzen in Cairo bestimmt sind, vor