Heft 
(1.1.2019) 02
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MWM

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Graf Lmerich von Stadion. Todtes Leben.

Dokument. Die Rührung überwältigte ihn, als er am Schluß den General Petit umarmte und den Adler der dargereichten Fahne küßte. Dann rief er noch mit lauter, aber von Thränen erstickter Stimme: Lebt wohl, Kinder, meine Segenswünsche begleiten euch; vergeht mich nicht!" Die meisten Soldaten weinten und schluchzten, die Offiziere erdrückten ihn fast, um noch einmal seine Hände oder seine Rock­zipfel zu küssen; er konnte sich ihrer nur mit Mühe erwehren .... man hob ihn in den Wagen, wo Bertrand an seiner Seite Platz nahm .... die Pferde zogen an und der Zug setzte sich in Be­wegung. Vorauf fuhr der General Drouot mit zwei Adjutanten, und dem kaiserlichen Wagen folg­ten die Kommissäre in vier Kaleschen und diesen noch acht andere mit Hofbeamten und Offizieren

des kaiserlichen Hauses. Eine Abtheilung Dra­goner, die als Eskorte dienten, schloß den Zug, der sich langsam zum Schloßhof hinaus und durch die große Hauptstraße entlang bewegte, wo viele tausend Menschen ein dichtes Spalier bildeten, die ein lautes Vivo l'Lrupsrsur erschallen ließen. Nach einer halben Stunde waren auch die letzten Gepäck­wagen verschwunden, die Menge verlief sich und am Abend, nachdem auch die Garderegimenter in aller Stille abgezogen waren, hatte die Stadt ihr ge­wöhnliches einförmiges Aussehen wiedergewonnen.

Horace Vernet hat später diese Abschiedsscene in einem schönen und sehr populär gewordenen großen Wandgemälde (las aäisux äs bLntainsläsauh er­greifend dargestellt.

Von

Graf Emerich von Stadion.

JA Bardolino! Sonnrngoldig' Fischerdorf am Gardasee!

Das holde Märchen meines Glücks voll Liebesdust und Jugendweh Ich längst für alle Welt verklungen und ;ur ew'gen Kuh gebracht Cypressen halten Jahr um Jahr davor die ernste Fried hosswacht!

Nur Du, verschwiegnes Fischerdorf am wildbewegten Gardasee!

Du weiht, wie oft im Traum der Nacht vor einem wüsten Grab ich steh', Aus dessen dunkler Nesselwildnich sich eiir bleiches Weib erhebt

Und dach dies Traumbild, ob auch nur ein Spuk, mein todtes Her; belebt!