Heft 
(1.1.2019) 03
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dem er einen warmen Verehrer habe, habe sehr viel Schönes von ihm erzählt, von ihm, von Altenbrak und von den Schmerlen, und sie sehe Wohl, daß er nicht zuviel gesagt habe. Denn Altenbrak sei reizend und was die Schmerlen an­gehe ..."

So würden diese (unterbrach hier der Präceptor) hinter ihrer Reputation nicht Zurückbleiben und die gnädige Frau gewiß zufrieden stellen. Die gnädige Frau möge nur bestimmen, um welche Stunde sie das Diner zu nehmen wünsche. Das Küchendepar­tement sei natürlich Sache seiner Frau, wenn er sich aber trotzalledem mit einem Vorschlag einmischen dürfe, so möcht' er empfehlen: erst die Schmerlen und dann einen Rehrücken aus dem Altenbraker Forst. Denn die Schmerlen allein thäten es nicht und gehörten zu den Gerichten, an denen man sich hungrig äße.

Cocile war einverstanden, und nachdem man noch die Frau Präceptorin und deren Tochter, eine junge Förstersfran, zu Rathe gezogen, wurde fest­gestellt, daß um 5 Uhr gegessen werden solle. Natürlich auf der Veranda. Die noch dazwischen liegenden zwei Stunden aber solle Jeder zu freier Verfügung haben, entweder zu Promenaden an der Bode hin, oder aber zu Ruhe und Schlaf.

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*

Ja, Ruhe, danach verlangte Cacile, die sich denn auch unverweilt in eine nach einem Gärtchen hinausgelegene Hinterstube zurückzog, wo die Fenster aufstanden und die kleinen gelben Gardinen im Luftzuge wehten. In Nähe des einen Fensters stand ein bequemes Ledersopha, darauf die total Erschöpfte sich streckte, während die junge, nur zu Besuch und Aushülfe bei den Eltern anwesende Förstersfrau, sie mit einem leichten Sommermantel zudeckte.

Soll ich die Fenster schließen, gnädige Frau?"

Nein. Es ist gut so, wie's ist. Eine so schöne Luft und doch kein Zug. Aber wenn Sie mir eine Freude machen wollen, so nehmen Sie sich einen Stuhl und setzen sich zu mir. Ich kann doch nicht schlafen und habe nur das Bedürfnis^ mich zu ruhen."

Ach, das kenn' ich."

Sie? Wie das? Sie sind noch so jung und sehen so blühend aus, und Ihre Augen lachen so frisch und glücklich. Sie haben gewiß einen guten Mann. Nicht wahr?"

Ja, den Hab' ich."

Und Kinder?"

Auch die. Und die sind mein besondres Glück. Aber in drei Jahren drei, das ist doch viel, und wenn das zweite geboren wird, eh' das erste noch

laufen kann, und wenn dann Krankheit kommt und man den Tag über am Herd und in der Nacht an der Wiege steht und alle Lieder durchsingt und das Kleine doch nicht schlafen will und einem dann die Augen zusallen und man sie mit aller Gewalt wieder aufreißen muß, ach, meine gnädigste Frau, wenn solche Tage kommen, da lernt man doch erkennen, was Ruhe heißt und das Bedürfniß danach. Und da Hilst keine Jugend und keine Gesundheit. Und bei all meinem Glück Hab' ich oft bitterlich geweint."

In diesem Augenblick hörte man von draußen eine Kinderstimme.

Da ruft eines?"

Nein, meine gnädigste Frau, meine Kinder sind nicht hier. Die sind im Wald draußen, bei'm Vater, und die älteste, die jetzt sieben ist, das heißt sie wird acht zu Michaeli, die muß schon die kleine Mutter sein und die beiden andern in Ordnung halten. Denn die Magd hat in der Küche zu thun und mit dem Vieh im Stalle. Da muß denn eben alles mit anfassen. Und die gnädige Frau sollten das Kind sehen, wie sie sich in Respekt zu setzen weiß, ja, sie gehorchen ihr besser als mir, denn die Kinder untereinander besinnen sich nicht lang, ob ein Klaps paßt oder nicht. Und mein Mann sagt oft:Sieh, Frau, die Trude versteht es besser als Du; so mußt Du's machen. Du bist zu gut."

Und das trifft auch wohl zu?"

Nun, bös' bin ich grade nicht. Aber wer will sagen, daß er zu gut sei? Wenn man so gut ist, wie man nur irgend sein kann, ist man noch immer nicht gut genug. Am wenigsten gegen die Armen. Ach, meine gnädigste Frau, das lernt man im Wald. Wenn man die Noth der Menschen sehen will, dann muß man im Walde leben und das arme Volk sehen, das sich ein bischen Reisig zusammen sucht, und immer noch in Angst ist, daß sie was mit­nehmen, was sie nicht mitnehmen dürfen. Aber ich habe meinem Mann auch gesagt:Thn' was Du mußt; aber wenn's sein kann, drück' ein Ang' zu, denn die Noth ist groß." Und wer den Ar­men ein Leid thut, oder strenger ist als nöthig, der ist wie der Reiche, der nicht in's Himmelreich kommt."

Cocile nahm die Hände der jungen Frau.Ihr lieber Mann wird wohl so sein, wie Sie selber sind. Mir ist nicht bang' um ihn. Aber wenn er auch anders wäre, Sie werden ihn schon bekehren und für seine Seele sorgen, und er wird das Himmel­reich haben, wie Sie selbst, dessen bin ich sicher. In einer guten Ehe muß sich alles ausgleichen und balanciren, und der eine hilft dem andern heraus."

Oder reißt ihn auch mit hinein," lachte die junge Frau.