Heft 
(1.1.2019) 03
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Ueberlingen.

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schieden. Einige halten sie für ein Römerwerk, Andere für Zufluchtstätten der ersten Christen in der Bodenseegegend. Noch Andere sind der Mei­nung, daß zur Zeit der allge­meineren Ver­breitung des Christenthums die Anhänger des heidnischen Got­tesdienstes sich daselbst verbor­gen haben. Am Einfachsten er­scheint die Er­klärung des Na­mens, wenn man dazu die gewöhn­liche Bolksbe- zeichnung für Römerwerke, so Heidenstraße für Römerstraße, Heidenmauer (in Lindau) für- mermauerrc. her­anzieht. Das WortHeidenlöcher" würde mithin aus die Römer zurückzusühren sein, welche, als sie von den Alemannen vertrieben wurden, diese Höhlen zuletzt bewohnten. Wann und von wem sie in den Felsen gehauen wurden, ist eine schwer zu beant­wortende Frage. Betreffs ihres Zweckes nimmt Oberstaatsanwalt Haager in Konstanz wohl mit

Alte gothische Häuser.

Recht an, daß sie den jeweiligen Bewohnern dieser Gegend, und zwar den Kelten, Sueben, Römern und Alemannen als Behausung gedient haben, nach und nach ver­mehrt, erwei­tert und ver­bessert und endlich sogar mit einigem Kunstge­schmack her­gerichtet wor­den sind.

Aehnliche Höhlen finden sich auch bei Bambergen, eine Stunde nordöstlich von Ueber­lingen, sowie bei Zizen- hausen, einem Dorfe in der Nähe von Stockach und

ferner bei Bermatingen, unterhalb Heiligenberg. Vorstehende Hinweise dürsten dargethan haben, daß die Bodensee-Ufer interessanter sind, als man im Allgemeinen glaubt. Mag der Reisende hier landschaftliche Schönheiten suchen oder sich in die Geschichte altehrwürdiger Städte vertiefen wollen: immer wird er ein reiches Genüge finden.

Alte gothische Häuser.