Ais D>lock§ von ^mßkirchm.
Eine heitere Dorfgeschichte
von
August S i l d r n st e i n.
ar das eine Herrlichkeit im Dorfe, als die neue Glocke eingeweiht wurde!
Daß sich die ganze Gemeinde versammelte, wäre noch nichts so Bedeutendes gewesen. Aber daß zugleich die neue freiwillige Feuerwehr zum erstenmale dabei in voller Uniform ausrückte, das war eine noch nicht dagewesene Pracht. Und die Helme blitzten, als trügen sie selbst ein innerliches Feuer und sprüheten es von innen heraus — selbstverständlich sehr wohl gewahrt. Am allerprächtigsten schimmerte aber der Helm des Feuerwehr-Hanpt- mannes. Er unterschied sich auch noch durch die Metallsarbe besonders kennbar, es war eitles Silber, welches da alle Lichtstrahlen ausfing und noch stärker im Wiederspiegeln entsendete — es glühete, schillerte, blitzte daraus. Und wer dieses Knnst- Farbenspiel, diesen gebannten Strahlenschein um's Haupt trug, war Alois Wiesbichler, der Sohn des Alten auf dem Wiesbichlhofe.
Aus Weit und Breit war man zum Feste herbeigekommen. Es schien schier unglaublich, daß es so viele Leute im Dorfe und in der Umgebung geben sollte. Doch sie waren da, um die Herrlichkeit zu sehen. Und sie staunten über alle Maßen.
Der Kirchplatz von Grnßkirchen ist ungewöhnlich weit und groß. Einstmals stand die Kirche sogar entfernt vom Oertlein im Grünen und diente für eine weite Umgebung, in die und aus der sie gesehen, grüßend und gegrüßt, sein sollte. Später wuchs Grußkirchen bis zum stattlichen Dorfe, und manche Abtheilung ringsum hatte es zu einer selbständigen Pfarre oder einer Filiale gebracht, deren Gottesdienst in einem Kirchlein ein Kaplan oder Vicar versah.
Der Kirchplatz war also weit und groß. Psarr- und Meßnerhaus standen sogar getrennt und große Gärten gehören zu Beiden, denn der ausgezeichnete Grund ward möglichst ausgenützt, Bäume wurden gepflanzt und gehegt, und so stehen die beiden dem Kirchendienste geweiheten Häuser möglichst im Grünen und Gartengehege.
Es hätte doch ein Menschenauge daraus auf die Vorgänge im Raume des Kirchenplatzes sehen können — wenn eine lebendige Seele bei der Glocken
weihe daheim geblieben wäre. Das war aber nicht der Fall.
Die Glocke stand, von grünen und blumigen Gewinden umschlungen, ans dem starken Baumwagen, der sie herbeigefahren hatte und dem die Deichsel nun genommen war. Die Schulkinder, die Jungfrauen mit Rosmarinkränzlein im Haare umringten sie. Der Pfarrer im vollen Ornate, der Meßner ganz nach feierlicher Gebühr angethan und ihm beistehcnd, waren die Hauptpersonen, und der weihevolle Dienst erbauete die Herzen.
Aber es wären Aller Augen doch noch mehr an dem Weihe-Vorgänge ausschließlich haften geblieben, wenn die funkelnagelneue Feuerwehr nicht gerade heute ihren ersten Aufmarsch gehalten hätte. Ja, sie wollte in der schmucken Uniform, mit allen Schnüren, Werkzeugen und Abzeichen auch noch beim Ausziehen thätig sein. Und manches rosmariu- bekränzte Jungfrauenhanpt wendete sich, mehr oder minder verstohlen, nach einen: der schmucken Feuerwehrmänner.
Es war auch des Meßners Töchterlein zugegen, die Xandl (Alexandra), und diese mit ihrem kleinen runden, hellbraunen Haupte aus dem ziemlich schlanken Leibe, um das reiche Zöpfe mehrfach geschlungen, wendete sich, wie ein scharfes Auge hätte beobachten können, nach der Richtung, wo die Hauptmänner standen. Ob der Blick dem Alois Wiesbichler gegolten, oder dem Vice-Hauptmann, einem überaus großen aber sehr mageren Manne, welcher daneben stand, blieb immerhin schwer festzustellen.
Einer wußte es jedoch genau, und bei all seiner Frömmigkeit, welche auf die Weihe-Handlung gerichtet war, bemerkte er es doch schlau. Das war der Herr Meßner, der Diener der Kirche und Gottes, bevor noch der Gemeinde — nannte er sich stolz. Und gerade wegen seines Stolzes und der ihm wohlbekannten „Hübschigkeit" seiner Tochter gab er sehr auf dieselbe Acht und war, wie im Dienste, streng im Hause.
„Ich muß auch aus jedes Wort beim Pfarrer achten, wenn er allein oder vor der Gemeinde mit mir red't!" Pflegte er ihr strenge zu sagen; „und