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August Silberstein. Die Glocke von Grußkirchen.
Da kam Landl zum Vorschein.
Bestürzt, aufgeregt, weinend.
Sie fiel dem ersten Feuerwehrmann um den Hals. Ob ans Jrrthum oder Erlösung?
An die Funktion der neuen, ungewohnten Feuerwehr hatte sie im entscheidenden Augenblicke, als die Hand zuckte, nicht gedacht! Jetzt war's geschehen!
Man half vorerst und endlich dem Feuerwehr- Hauptmann vom Dach herunter. Er kam auf dem gewöhnlichen, vorerst nicht benutzten Wege.
Nirgends hatte es gebrannt.
Nur in zwei Herzen.
Und als der Meßner zu Worte gelangen konnte, als die Feuerwehrmänner ihren Sachbefund austauschten — da war Alles klar, und ein ungeheures Gelächter löste die räthselhafte, mehrfach verzweigte Frage!
Der Meßner ward ausgelacht, der Feuerwehr- Hauptmann, Landl, die Feuerwehr selbst; — alle
Welt — so weit sie in Grnßkirchen war — und auch ans den nächsten Dörfern waren Spritzenleute herbeigeeilt — lachte!
Die Glocke von Grnßkirchen und ihr Geläute waren in aller Leute Mund. Der Brand, den sie zu löschen bestimmt war, das Aufflammen in den Herzen, war doch vorhanden. Und jetzt ließ sich's wegen Ehr' und Schanden, wegen Schwur und Be- theuernngen des Alois nicht anders thun, als daß Verlobung gefeiert wurde. —
Unter Zustimmung des frommen und frohen Vaters Wiesbichler wurde, und erst nach allen sühnenden Vorbedingungen, die Hochzeit gefeiert.
Und so läutete die Glocke von Grnßkirchen wieder, wahrhaft feierlich — so schön hatte sie vormals bis zu dieser Stunde, einer Anzahl von Hörenden, noch nicht geklungen!
Der Feuerwehr-Hauptmann behält seine erhabene Würde wohl; bis zuletzt. Jetzt hat er sie noch.